Droschke. Gut, daß ich durch das Rädergerassel nicht singen höre. Bey ***li steig’ ich ab. Ist’s Fräulein zu sprechen? Der Diener läuft. Ja. Die Thüre fliegt auf. Die Holde sitzt am Pianoforte, und empfängt mich mit einem süßen:
„Wo bleibt der schmucke Freiersmann,
Ich kann ihn kaum erwarten.“ –
Sie singen wie ein Engel! ruf’ ich mit krampfhafter Freundlichkeit. „Ich will noch einmal von vorne anfangen“, lispelt die Gütige, und sie windet wieder ihren Jungfernkranz, und windet, und windet, bis ich selbst vor unsäglichen Qualen wie ein Wurm mich winde, bis ich vor Seelenangst ausrufe: „Hilf Samiel!“
Sie müssen wissen, so heißt der böse Feind im Freischützen; der Jäger Kaspar, der sich ihm ergeben hat, ruft in jeder Noth: „Hilf Samiel;“ es wurde hier Mode, in komischer Bedrängniß
Heinrich Heine: Der Jungfernkranz. Hoffmann und Campe, Hamburg 1827, Seite 302. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Heine_Jungfernkranz_Seite_302.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)