Zum Inhalt springen

Seite:Harz-Berg-Kalender 1939 047.png

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Diese Seite wurde noch nicht korrekturgelesen. Allgemeine Hinweise dazu findest du auf dieser Seite.


verlaufenden Straßen vorsah. Diese Anordnung mit der Vorschrift, bei Neubauten die Schindeln durch Ziegeln und Schiefer zu ersetzen, wird dem Aufkommen großer, weit ausgedehnter Brände oft entgegengewirkt haben.

     Trotzdem entstand wieder am 6. Juni 1737 im Hause bes Bergmanns Wagener an der Bergstraße durch Blitzschlag ein größerer Brand, dem 196 der besten, neuerbauten Wohnhäuser, etwa ein Drittel der Stadt, zum Opfer fielen. Mehrere Personen fanden in den Flammen ihren Tod. Etwa 15 Jahre danach sind am 15. Februar 1753 noch einmal 53 Häuser an der Unteren Marktstraße und deren Umgebung niedergebrannt. Das Feuer soll durch ein Mädchen aus Wildemann angelegt worden sein.

     Im folgenden Jahrhundert sind dann noch in Zellerfeld durch Brände vernichtet worden 1812 an der Unteren Marktstraße 63 Häuser, 1820 an der Schützenstraße 10 Häuser, 1820 an der Schützenstraße 10 Häuser, 1820 an der Goslarschen Straße 45 Häuser, 1835 an der Treuerstraße 7 Häuser, 1837 an der Goslarschen Straße 12 Häuser, 1842 an der Oberen Marktstraße 6 Häuser und 1869 an der Unteren Marktstraße 20 Häuser. Zuletzt entstand während der Kriegszeit am 15. Juni 1915 ein Brand an der Teichstraße, dem 6 Wohnhäuser zum Opfer fielen.

     Von der Bergstadt St. Andreasberg wird uns nur ein großer Brand berichtet, der aber einer der entsetzlichsten im Oberharz war. Er entstand am 8. Oktober 1796 durch einen Blitzstrahl in der Nähe des Rathauses und legte binnen 17 Stunden fast das ganze „Oberland“, die Kirche mit der eben fertig gewordenen Orgel, die Pfarrhäuser und Schulen, das Amthaus und das Rathaus samt 249 Bürgerhäusern in Schutt und Asche. Die verschont gebliebenen 174 Wohnhäuser, die Gaipel, Zechenhäuser, Rinderställe und sonstigen Wohngelegenheiten in der Nähe konnten die Obdachlosen nicht fassen; viele Familien mußten einstweilen nach Lauterberg und Altenau auswandern. Der Plan, die Stadt auf die „Dorothee“ zu verlegen, zerschlug sich leider an dem Widerspruch der Abgebrannten, die ihre Keller nicht aufgeben wollten. Die Stadt wurde deshalb in ihrer ursprünglichen Form wieder aufgebaut.

     Unter den Bränden in den kleineren Bergestädten steht die Einäscherung Grunds am 10. Februar 1626 durch spanische Kriegsvölker obenan. Sie wurde von den wilden Horden so gründlich betrieben, daß damals nur noch ein Haus stehen geblieben sein soll. Nicht ganz so schlimm war es 1553 in Wildemann, wo Mansfeldische Kriegsvölker die Häuser ansteckten. Später brannten hier am 22. Juli 1739 in der Hauptstraße 60 Häuser ab, wobei außer 80 fetten Hammeln 3 Menschen in den Flammen umkamen. Bei den folgenden Bränden gingen am 23. Juli 1748 21 Häuser, am 31. Januar 1873 = 7 Häuser, am 8. September 1913 wieder 7 Häuser und endlich am 1. März 1914 die Kirche in Flammen auf. In Altenau war der größte Brand am 6. Juli 1794, der an der Breitenstraße 29 Wohnhäuser eineäscherte. In Lautenthal hat am 8. Oktober 1846 eine größere Feuersbrunst stattgefunden, doch ist die Zahl der abgebrannten Häuser nicht bekannt.




Didel.
Von Reinecke-Altenau


     So hieß mein Atelierzeisig.

     Es gab gewiß unter Gottes Sonne keinen lustigeren und unterhaltsameren Zeisig als Didel. Besser jedenfalls als er sang keiner, verlaßt euch drauf. Außerdem war er natürlich ein Landsmann von mir. So hielten wir große Stücke aufeinander.

     Im Atelierfenster hing ein knorriger Fichtenwipfel. Hier pflegte Didel seine Sing-, Putz- und Schlafstunden zu verbringen. Ansonsten gehörte ihm alles, was meine vier Wände umschlossen, ein Luftraum von so kleinen tausend Kubikmetern nämlich, in dem sich ein Zeisig schon austoben und müde fliegen kann, wenn er will. So wurde seine Gefangenschaft wenigstens des Drückensten und Bösesten entkleidet, der Einpferchung in drahtumgitterter Enge. Didel, du lustiger, lieber Kamerad, wie hätte ich es auch über das Herz gebracht, dich einzusperren!

     Jeden Morgen geschah die gleiche fröhliche und stürmische Begrüßung. Wenn ich die Werkstattür auftat, kam Didel von seinem Wipfel heruntergeschossen, drehte ein paar zwitschernde Kreise um meinen Kopf und ließ sich alsdann auf einem seiner Schock Ruheplätze nieder, wartend, was ich ihm heute wohl Schönes an Ertrakost mitgebracht habe, frische Tannapfel etwa, einen Zweig mit Ellernzapfen, ein paar Hanfkörner, Vogelmiere oder ein Blatt Salat. Er holte es sich alles gänzlich unbefangen aus meiner Hand und präpapelte in seinen Kropf hinein, was sich nur irgend schaffen ließ.

     Außer der Futterrei, dem Singen, Putzen und gelegentlichen kurzen Nickerchen erschöpfte sich Didels Tagewerk im Tollen und Dummheitenmachen.

     Was soll denn das Geschmiere wieder? sagte er, wenn er mir mit schiefgelegtem Kopf und nur sehr bedingt interessiert beim Schreiben

Anmerkungen (Wikisource)