Verschiedene: Allgemeiner Harz-Berg-Kalender für das Schaltjahr 1916 | |
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Auch haben die Reservelazarette, das Offiziersgefangenenlager
in den Pfauenteichen und neuerdigs die Clausthaler
Garnison icon vielen Oberharzern eine gute Gelegenheit
zum Geldverdienen geboten.
Die Oberharzer Berg- und Hüttenwerke waren auch infolge des Krieges in einer einzigartigen Lage. Ein großer Teil der Belegschaften wurde sofort eingezogen, und im Laufe des Jahres folgten ihnen immer mehr Kameraden nach. Dem sehr empfindlichen Mangel suchte man nach Kräften abzuhelfen. Es wurden viel Überstunden gemacht, sodann wurden viele Frauen bei der Aufbereitung eingestellt, seit Sommer 1915 arbeiten auch eine ganze Anzahl Zivilgefangener über sowie unter Tage. Da nun die Bleipreise im Kriege naturgemäß gut anzogen, so ist es den Bemühungen der Verwaltung gelungen, trotz der außerordentlichen Störung im Arbeitsbetriebe einen recht günstigen Abschluß zu erzielen.
Während im Westen Ende August 1914 sieben deutsche
Heere von Sieg zu Sieg eilten und über Belgien in Frankreich
eindrangen, sah es im Osten um den Schutz unserer
Grenzen bedenklich aus. In Ost- und Westpreußen standen
eigentlich nur drei Armeekorps. Zwar schlugen diese die
russischen Vorhuten tapfer ab, aber sehr ernst wurde die
Lage, als zwei starke russische Heere von Wilna im Osten
und vom Narew im Südosten in Ostpreußen eindrangen.
Die deutschen Truppen hatten schon die Absicht, bis zur
Weichsel zurückzugehen, da aber übertrug der Kaiser einen genialen
Führer, Hindenburg, den Oberbefehl im Osten. Dieser
hatte sogleich einen bestimmten Plan, und schon während
seiner Fahrt nach Ostpreußen erteilte er seine Befehle. Alle
Truppen wurden in genialer Weise so gegen die Narew-Armee
in die Südwestecke Ostpreußens geschickt, daß diese bald
umzingelt und völlig vernichtet wurde. Auf den Wunsch des
Kaisers heißt die Schlacht die bei Tannenberg, als Gegenstück
zu der Schlacht gleichen Namens, wo vor 500 Jahren
die Deutschritter den slavischen Polen unterlegen waren. So
war Westpreußen in unglaublich kurzer Zeit noch im August
vor dem russischen Einbruch bewahrt. Aber die Wilna-Armee
unter Rennenkampf rückte in breiter Front direkt
gegen Königsberg vor. Hindenburg indes holte sofort zum
zweiten großen Schlage aus. Seine Truppen wurden
durch einige Armeekorps aus dem Westen verstärkt. In der
ersten Septemberhälfte wurde Rennenkampf völlig geschlagen,
und um einer Vernichtung zu entgehen, entfloh er aus Ostpreußen.
Ein Ausruhen gab es für Hindenburg nicht, es
galt, den Österreichern schnellste Hilfe zu bringen. Diese
waren im August siegreich in Polen vorgedrungen, unermüdlich
hatten sie gekämpft (Krasnik, Samosz), aber der
Russen wurden gar zu viele; gegen die nunmehr dreifache
Übermacht konnten sie nicht mehr an. Lemberg und damit
Ostgalizien wurde Anfang September den Russen preisgegeben.
Nun setzte sich Hindenburg mit den Verbündeten
ins Einvernehmen. Fast alle Truppen wurden schnell aus
Ostpreußen nach Schlesien gebracht, um von der Linie
Kreuzburg-Krakau aus gegen die Russen vorzugehen. Die
Deutschen sollten die Feinde in der Front fassen und die
Österreicher ihnen in die linke Flanke fallen, aber der
Druck auf den rechten Flügel der Verbündeten in Galizien
war zu stark, und während die Deutschen schon über Lodz
bis vor Warschau siegreich vordrangen, kamen sie nun selbst
in Gefahr, auf ihrem linken Flügel vom Feinde überholt zu
werden. Dieselbe Lage wiederholte sich bei einer festen
Stellung Kava-Skierniwice. Es blieb daher nichts anderes
übrig, als unter gründlicher Zerstörung aller Wege und
Bahnen Polen bis zur Warthe zu räumen. Auch in Galizien
waren die Russen im Vordingen. Im Oktober
drangen sie über die Karpathen nach Ungarn vor, Anfang
November mußte man ihnen auch Westgalizten bis Krakau
räumen, am 12. November begann die zweite Belagerung
Von Przemysl. Die Russen wollten nun auch in Schlesien
und Polen einbrechen, aber dieser Plan mußte unter allen
Umständen vereitelt werden. Die Deutschen standen an der
Grenze von Ost- und Westpreußen, ein Heer unter
Mackensen zwischen Thorn und Wreschen in Polen. Deutsche
und Österreicher standen in Oberschlesien und in der Gegend
von Krakau. Allen diesen Abteilungen stand eine große
Übermacht gegenüber, Mackensen eröffnete den Angriff und
brach eine Lücke in die feindliche Front, mit verschiedenen
Verstärkungen drangen die Deutichen wieder auf Lodz vor.
Ja, man konnte schon den kühnen Plan fassen, an die Vernichtung
des feindlichen Heeres in Polen zu gehen, und
man versuchte eine Umklammerung des rechten russischen
Flügels. Dabei kamen aber die Umgehungstruppen infolge
russischer Verstärkungen selbst in die größte Gefahr, abgeschnitten
zu werden, da machten die bedrohten Truppen
kühn kehrt und hieben sich unter erheblichen Verlusten für
den Feind durch. Diese Tat Liebmanns bezeichnete der
Kaiser als eine der schönsten Waffentaten des ganzen
Krieges. Am 26. November war der Anschluß an den
linken Flügel Mackensens wieder erreicht. Die Russen versuchten
nun, die Deutschen aus Nord-Polen zu verdrängen,
die Verluste wurden aber für sie so blutig, wie nie zuvor,
und allmählich wurden sie in die Defensive gedrängt, am
6. Dezember räumten sie Lodz, auch an den anderen
Stellen in Galizien und Polen kam die russische Front ins
Wanken. Sie gingen hinter Dunajec, Nida, Nawka und
Bzura zurück, und hier kam es nun für die Zeit von Mitte
Dezember bis Anfang Mai zum Stellungskriege.
Zum Schutze von Ostpreußen waren nur schwache Truppen, die zu 75 Prozent aus Landwehr und Landsturm bestanden, zurückgeblieben. Diese hatten einen Streifen längs der Grenze wie der preisgeben müssen, hielten aber alle übrigen Angriffe aus. Da nahm Hindenburg eine zweite Säuberung Ostpreußens vor. Das geschah in der Winterschlacht in Masuren. Vor dem Feinde geschickt verdeckt, war der Aufmarsch der deutschen Truppen erfolgt. Am 7. Februar wurde trotz des tiefen Schnees und des eisigen Windes plötzlich losgeschlagen, und der Feind wurde binnen vier Tagen auf der ganzen Linie geschlagen. Der Höhepunkt des ganzen Riesenkampfes war das Erscheinen des Kaisers in Lyck, wo er inmitten der zerstörten Häuser eine herzergreifende Ansprache an die Befreier Ostpreußens hielt. Die 10. russische Armee war vernichtet. Erst auf russischem Gebiete konnten die Feinde sich mit neuen Verstärkungen zur Wehr setzen.
Wie in Ostpreußen der rechte russische Flügel zum mindesten arg zurückgedrängt wurde, so sollte auch der linke Flügel bei den Karpathen bekämpft werden, die Österreicher erhielten unter Linsingen eine bedeutende deutsche Verstärkung. Die Aufgabe war riesengroß. Während des Winters sollten die Russen über die Karpathen zurückgedrängt werden. Die Paßhöhen (Dukla, Lupko usw.) betragen etwa 1000 m. Es ist wohl die Annahme durchaus richtig, daß die Karpathentruppen den schwersten Winterfeldzug zu bestehen hatten. Und wenn es auch nicht gelungen ist, die Russen während des Winters aus den Karpathen herauszuwerfen, so sind sie doch wenigstens bis auf den Gebirgskamm zurückgedrängt und am Einbrechen in Ungarn verhindert worden. Auch in der Bukowina sind die Russen bereits im Februar zurückgeschlagen. Czernowitz wurde entsetzt. Przemysl dagegen fiel im März, und die Feinde
Verschiedene: Allgemeiner Harz-Berg-Kalender für das Schaltjahr 1916. Pieper’sche Buchdruckerei, Clausthal 1915, Seite 43. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Harz-Berg-Kalender_1916_044.png&oldid=- (Version vom 13.8.2019)