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Seite:Harz-Berg-Kalender 1900 002.png

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Wetterprophezeiung.




     Wenn auch der in älteren Zeiten angenommene directe Einfluß der Planeten auf unsere Witterungsverhältnisse gerechtem Zweifel unterliegt, so hat man doch die durch langjährige Erfahrung und vielfältige Beobachtung erprobte siebenjährige Verschiedenheit der Jahreswitterung als ungefähren Anhaltspunkt für Wetterprophezeiung genommen und den einzelnen Jahren das Regiment der Planeten Saturn, Jupiter, Mars, Venus, Merkur, sowie der Sonne und des Mondes zugetheilt. Für das Jahr 1900 fiele das Regiment dem Merkur zu, dessen Abbildung und Eigenschaft folgendermaßen gegeben wurde:



     Das Jahr des Merkur ist mehr trocken und kalt, als warm, wenn man die Jahreswitterung im Durchschnitt nimmt. Der Frühling hat spät noch rauhe und kalte Tage, so daß die Früchte in Gefahr kommen. Der Sommer hat ziemlich viel Regen, von welchem aber die Erde doch nicht recht erquicket wird, darnach folgt ein angenehmer Herbst mit vielen schönen Tagen, die bis zu Anfang des Advents anhalten. Der Winter ist gelinde.

     Die Früchte gerathen alle ziemlich gut. Hafer, Linsen, Erbsen, Wicken müssen gesäet werden, wenn es nicht zu trocken, aber auch nicht zu feucht ist. Wenn das vorige Jahr einen warmen trocknen Sommer gehabt hat, wird der Weizen viel Stroh aber wenig Körner liefern; war der vorige Sommer jedoch feucht, so giebt es viel Körner. Obst wächst nicht viel; der Hopfen wird sehr kräftig. Es wehen in diesem Jahre Ostwinde am meisten, einigemal West-, selten Nordwinde. Gewitter kommen wenig vor.




 Zum Jahreswechsel.

0 Dem Vaterland, dem starken Reich,
Dem Volke, das für Wohlfahrt ringt,
Dem Manne, der für Wahrheit kämpft,
Der stark der Selbstsucht Trieb bezwingt,

5
Dem Weibe, das im deutschen Haus,

Dem Kämpfer, der im Schlachtgebraus
Dem deutschen Namen Ehre bringt,
Dem Jüngling, der in Treue minnt,
Dem Leser, der uns hold gestimmt, –

10
Der ganzen braven, wackren Schaar

Viel Glück und Heil zum neuen Jahr!




Eine Taufe.
Original-Erzählung von K. Göddi-Tamborini.
(Nachdruck verboten.)

     Ein frohes Ereigniß hatte sich in der Villa Dora zugetragen; dem Gutsherrn von Bergdorf war Anfang Februar der erste Sohn geboren. Es herrschte darob große Freude und das war auch erklärlich. Für das große Besitzthum, in der fruchtbaren Ebene der Mark gelegen, war kein männlicher Nachfolger vorhanden. Hätte der jetzige Herr seine Augen für immer geschlossen, ohne daß dem jungen Paare ein Sohn geboren worden wäre, so hätte der herrliche Besitz an eine Seitenlinie übergehen müssen.

     Hauptmann von Bergdorf wußte jetzt, daß jede Erweiterung, jede Verbesserung seinem Sohne zu Gute komme; der Schwester des Besitzers war ein durch Majoratsurkunde festgesetztes Jahreseinkommen gesichert.

     Es sollte die auf Anfang März festgesetzte Taufe des Neugeborenen mit großer Festlichkeit begangen werden. An Verwandte und Freunde ergingen Einladungen und man hätte in ungetrübter Vorfreude dem Festtage entgegen gesehen, wenn nicht nach dem strengen Winter plötzlich am fünften März Thauwetter eingetreten wäre.

     Bei der unmittelbaren Nähe der Elbe brachte das Aufthauen des Eises schon in weniger frost- und schneereichen Jahren Aufregung und Arbeit für die Anwohner, die in der Deichverbindung waren. Was sollte das in diesem Jahre werden, wo der Schnee selbst in den Niederungen fußhoch lag!