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Seite:Hans Bötticher Ein jeder lebts 034.jpg

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Hans Bötticher (Joachim Ringelnatz): Ein jeder lebt’s


Dabei schnitt er alberne, unnatürliche Grimassen, um zu verbergen, wie es ihn freute, beneidet zu werden. Liegend, die Rose nahe am Mund, schloß er die Augen. Es wurde still.

Einmal noch hörte er ganz ferne sagen: „Zwieback hat sich amüsiert.“

In seinen Gedanken wiederholte sich das Wort vielmals. Ja, es war herrlich gewesen! – Was war herrlich gewesen? – Langsam sog er den Duft der Rose ein. – Ein Mann hatte sie ihm geschenkt. Mit zwei ganz fremden Männern hatte er etwas Wein getrunken und Aufklärungen über Marineverhältnisse gegeben. – Aber waren es nicht Stunden langentbehrter, gleichfühlender Freundschaft gewesen? – Tanzende Matrosen – Mädchen mit Blicken zärtlicher, opferfähiger Treue fielen ihm ein. Er sah Kameraden mit verschlungenen Armen singend durch Straßen ziehen. – Und wiederum, was bedeutete eine Rose als Geschenk unter Männern! Ach – – !

Irgend etwas rief tonlos: „Armer Zwieback!“ Und dann: „Reicher Zwieback!“ Und dann wieder: „Armer Zwieback!“ Und wieder: „Reicher Zwieback!“ Und so immer fort, abwechselnd. – Ah – !

– – – – – – – – – – – – – –

Zwieback schlief.


Empfohlene Zitierweise:
Hans Bötticher (Joachim Ringelnatz): Ein jeder lebt’s. München: Albert Langen, 1913, Seite 27. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hans_B%C3%B6tticher_Ein_jeder_lebts_034.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)