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Seite:HansBrassTagebuch 1954-01-01 001.jpg

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die früheren; aber ich glaube, daß es die letzte Konferenz sein wird. Wenn sie ergebnislos sein wird, dann wird nur noch die Gewalt eine Aenderung herbeiführen können; das ist zwar schrecklich, aber ich sehe keinen anderen Ausweg. Die einzige Hoffnung ist die, daß diesmal die Westmächte so gut vorbereitet sind, daß ein Krieg sehr rasch verläuft u. die Entscheidung sofort sichtbar wird. – Mit dieser Aussicht u. Erwartung überschreite ich also die Schwelle des Neuen Jahres. Es ist wahrhaftig kein Grund vorhanden, sich zu freuen. –

     Elisab. hat von Wuhlgarten aus mit der Kinderärztin Frau Dr. Dähne telephoniert u. hat mitteilen lassen, daß Frau Dr. D. am Nachmittag herkommen u. Bettinchen untersuchen will. Ich glaube, daß das jetzt überflüssig geworden ist, aber sie wird nun wohl kommen.

     Abends:

     Frau Dr. Dähne war da u. untersuchte Bettinchen u. hörte sie ab. Es liegt kein Grund zur Besorgnis vor, es handelt sich offenbar um einen grippalen Infekt, der bereits im Abklingen ist. Frau Dr. D., die ja mit Elisab. zusammen in der Klinik entbunden hat war ganz entzückt über Bettinchens ausgezeichnete Gesundheit, sofern man von dem augenblicklichen Zustand absieht u. von ihrer prächtigen Körperbeschaffenheit, ihrem ebenmäßigen Wuchs u. ihren schönen Proportionen. sie erzählte von ihrem eigenen Kind, das ja nur wenige Stunden Unterschied mit Bettinchen hat u. das anscheinend übermäßig lebhaft ist. Körperlich soll es etwa ebenso wie Bettinchen sein, aber offenbar recht nervös. Sie meinte, daß Bettinchen mir doch sehr ähnlich sei, besonders die schmale Kopfform u. die Stirn. Bettinchen selbst hat sehr geschien, ließ sich dann aber doch ganz brav untersuchen u. war zuletzt sehr artig. –

1954.
Freitag, 1. Januar 1954.     

     Der gestrige Sylvesterabend verlief infolge Initiative Anni's anders, als ich gedacht hatte. Ich hatte die Absicht gehabt, früh schlafen zu gehen, aber Anni hatte eine Flasche Rotwein besorgt u. bestand darauf, daß ein Glühwein gemacht werden sollte, wußte aber nicht wie. Wir machten dann ein ziemlich einfaches Getränk, indem wir Wassergläser zu einem Viertel mit Rotwein füllten, Zucker u. Citronensaft dazu taten u. heißes Wasser darauf gossen bis die Gläser voll waren. Das Getränk schmeckte ganz gut u. war sehr unschuldig, aber später rückte Anni dann noch mit einer Flasche Cherry-Brandy östlicher Herkunft an u. goß uns davon die sehr großen Schnapsgläser voll, die wir haben. Vorher hatte sie uns die Nationalspeise der Ostbewohner,

Empfohlene Zitierweise:
Hans Brass: TBHB 1953-12-31. , 1953, Seite 004. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:HansBrassTagebuch_1954-01-01_001.jpg&oldid=- (Version vom 19.9.2024)