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Seite:HansBrassTagebuch 1948-01-28 001.jpg

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ins Bett, aß aber dann doch mit uns Mittag.

     In der Galerie Schüler hat sie einen vollkommenen Mißerfolg gehabt. Schüler selbst war ablehnend u. wußte mit meinen Bildern nichts anzufangen, obgleich Sandberg sich die größte Mühe gab, ihn zu interessieren. Martha packte die Bilder wieder ein u. fuhr nun kurz entschlossen zu William Wauer. Dieser war, als er die Bilder sah, sofort aufs Höchste begeistert. Er behielt alle Bilder u. Zeichnungen da u. will nun unbedingt zum April eine Kollektiv-Ausstellung machen. Er hat sich bereits an die Landesleitung des K-B. in Schwerin gewandt wegen Transport-Erleichterung u. will alles aufbieten, um aus dieser Ausstellung für mich –, u. für sich –, einen großen Erfolg zu machen. Ich bin nun einverstanden, man muß sehen, was daraus wird. Diese Sache mit Wauer kommt mir derart entgegen, daß ich, wie ich glaube, mich nicht länger sträuben darf. Wenn Fritz gefahren wäre, wie es erst beabsichtigt war, wäre dieser ja nie zu Wauer gegangen, er hätte sich resultatlos von Schüler abfertigen lassen u. er wäre unverrichteter Dinge zurückgekommen. Wauer scheint wirklich der Weg zu sein, der mir gewiesen ist u. ich werde nun alles darauf einstellen.

Mittwoch, 28. Januar 1948.     

     Vormittags Keilrahmen aufgespannt für eine Neufassung jenes betenden Engels, den ich 1944 als erstes Bild malte. Den Keilrahmen hat mir Martha aus Berlin mitgebracht.

     Nachmittags Dr. Burgartz zu einem Plauderstündchen.

Donnerstag, 29. Januar 1948.     

     Heute vor 27 Jahren lernten Martha u. ich uns kennen. Es war der Ball der sozialistischen Monatshefte im Rheingau in Berlin. – Wir begingen den Tag mit einem sonntäglichen Frühstück mit Bohnenkaffee u. Ei. Auch sonst verlief der Tag ruhig u. schön. Vormittags zeichnete ich das neue Bild auf u. legte es farbig an. Es wird zweifellos besonders schön. Es wird das Bild meines Schutzengels u. alle Gedanken, die ich in letzter Zeit über diesen hatte, finden darin ihre Gestalt. Herrschend ist der Ausdruck einer großen Demut. Ich bin über dieses Bild sehr glücklich u. habe lange nicht mehr eine solche Befriedigung beim Malen verspürt. Ich hoffe, daß ich durch dieses Bild meinem Schutzengel um einen großen Schritt näher komme.

Freitag, 30. Januar 1948.     

     Als wichtigste Nachricht: Gandhi ist ermordet worden. Menschliche Gemeinheit, Borniertheit u. Bestialität hat es fertig gebracht, einen Mann zu ermorden, der wahrscheinlich der größte unter allen zur Zeit lebenden Menschen der Welt gewesen ist. –

     Vormittags am Engel gearbeitet. Nachmittags an W. Wauer geschrieben u. den Ausstellungs-Prospekt überlegt. Ich möchte darin sechs Bilder unterbringen, dazu ein kurzer Text mit biographischen Daten, dann den Katalog der ausgestellten Bilder. W. Wauer hat einen sehr schlechten Drucker, seine Drucksachen sehen häßlich aus, ich will versuchen, ihm die Herstellung des Prospektes abzunehmen, da ich fürchte, daß es sonst nichts Gutes wird. Der Prospekt aber ist sehr wichtig, ich will ihn an viele Menschen senden.

     In der Zeitschrift „Heute u. Morgen“ ist ein bebilderter Aufsatz von Pahl-Rugenstein über die Diehn-Bitt. Ich

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Hans Brass: TBHB 1948-01-27. , 1948, Seite 002. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:HansBrassTagebuch_1948-01-28_001.jpg&oldid=- (Version vom 8.3.2025)