als die Unruhe Berlins. Berlin, meint er, wäre ein gutes Pflaster für Menschen, deren Publizität sich auf den gegenwärtigen Tag bezieht. Er meint, daß z.B. Barlach in Berlin sicher nicht seine reifen u. ausgewogenen Werke geschaffen hätte. Dasselbe glaubt er von mir, womit er wohl recht haben dürfte. – Leider teilt er auch mit, daß er vorläufig das Bild „Leuchtturm“ wegen Papierverknappung nicht herausbringen kann, hofft aber, daß es bald möglich sein wird. Auch wegen Wohnungs= u. Arbeitsraum sieht er keine Aussichten für mich in Berlin. Jedenfalls bittet er mich um Antwort, da er der Meinung ist, daß es besser wäre, mit meiner Sache an die direkte u. dafür verantwortliche Stelle zu gehen. – Das werde ich mir nun überlegen müssen.
Ich lese z. Zt. den Paracelsus von Kolbenheyer, dessen ersten u. dritten Band mir Fritz einmal geschenkt hat. Es ist aber ein unmögliches Buch, nicht bloß wegen der altertümelnden Sprache, sondern auch wegen der Gesinnung, die daraus spricht. Ein Schmöker, für den die Nazis nicht umsonst eine große Reklame gemacht haben.
Den ganzen Vormittag brachte ich damit hin, einen Brief an Sandberg zu entwerfen. – Nachmittags hielt ich nach langer Zeit wieder einmal ein Referat vor den Mitarbeiterinnen des BuStu. Ich benutzte dazu das Bild „Der Wartende“ u. sprach über den christlichen Begriff des Wartens im Gegensatz zum sozialistischen Begriff des jetzt schon Haben=wollens. –
Es ist sehr warm geworden. – Der Rundfunk verbreitet die Nachricht, daß der bedeutendste Krebsforscher Schwedens eiligst nach Moskau gerufen sei. Man vermutet, daß es sich um Stalin handelt. –
Sehr warmes, sehr trübes Wetter. Regen. – An Sandberg geschrieben, doch ist die Sache noch nicht klar. Der Brief ist zu lang, ich werde ihn noch einmal schreiben müssen.
Den ganzen Tag war ein Steuer-Kontrollbeamter da, um das Geschäft zu revidieren. Der Mann kam schon früh morgens als wir noch beim Frühstück saßen, geschwollen von Mißtrauen u. Vorurteil. Er hat redlich gesucht nach Unregelmäßigkeiten, hat aber nichts gefunden. Fritz hat sich bei dieser Sache sehr bewährt. Er hat die ganze Sache allein gemacht u. hat ein großes Geschick entwickelt. –
Den Brief an Sandberg habe ich nochmals ganz neu geschrieben, auf die Hälfte verkürzt. Er ist heute abgegangen.
Morgen früh soll hl. Messe sein, aber P. Conrad habe ich bis jetzt noch nicht gesehen. Möglicherweise ist er gleich zu Frau Strauven gefahren, wo er übernachten soll, oder er kommt erst morgen früh. –
Den Paracelsus habe ich zuende gelesen, ohne einen besonderen Eindruck davon gehabt zu haben.
In der Nacht war sehr starker Sturm, der sich gegen Morgen etwas legte. P. Conrad kam daher ziemlich erschöpft hier an. – Ich beichtete. –
Nach dem Hochamt kam das Ehepaar Dr. Pilster. Die Frau, Tochter des verstorbenen General Hoffmann, u. zwar uneheliche Tochter, bemüht sich seit Monaten, wieder in die Kirche aufgenommen zu werden. Sie ist einmal in Saarbrücken, wo sie als Schauspielerin wirkte, katholisch geworden, dann wieder ausgetreten. Sie führt ein sehr verwirrtes Leben. Ich jetziger Mann ist getaufter Protestant u. religionslos. Sie möchte nun wieder katholisch getraut werden u. der Mann
Hans Brass: TBHB 1948-01-02. , 1948, Seite 2. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:HansBrassTagebuch_1948-01-03_001.jpg&oldid=- (Version vom 8.3.2025)