Zum Inhalt springen

Seite:HansBrassTagebuch 1947-12-04 001.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Donnerstag, 4. Dezember 1947.     

     Heute früh zu Fritzen's Geburtstag Sonntagsfrühstück mit Ei u. Bohnenkaffee. Nachher am „Aufbruch“ weitergemalt. Ich finde jetzt die endgültige Lösung. – Von 8 Uhr früh an war heute Stromsperre bis 6 Uhr nachmittags, es scheint, daß an der Leitung gearbeitet worden ist. – Abends packte Fritz zwei Pakete aus, die schon vor längerer Zeit angekommen waren u. die wir aufbewahrt hatten für diesen Tag: das eine war von Bertha Wendt aus Buenos Aires, das andere von Ruth Laub aus Pasadena in Californien. In beiden Paketen waren wieder sehr schöne Lebensmittel enthalten.

     Für die BuStu. Buchungen gemacht. Es müssen der Oktober u. der November nachgeholt werden, da durch Fritzens Reise darin nichts getan worden war.

Freitag, 5. Dezember 1947.     

     Das Bild „Aufbruch“ wurde heute endgültig fertig. Es ist nun wirklich gut geworden.

     Martha telephonierte heute mit dem Kollegen Prof. Oldenburg, der in Stralsund Vorsitzender des Kulturbundes ist. Ich kenne ihn nicht, habe nur gehört, daß er vielleicht kein sehr bedeutender Maler, wohl aber ein sehr betriebsamer u. für moderne Kunst zugänglicher Mensch sein soll Er hat Martha, als sie letzthin von Berlin zurückkam, in Stralsund sehr freundlich aufgenommen u. sich um sie sehr bemüht. Dabei wurde verabredet, daß er bald einmal nach Ahrenshoop kommen sollte, was für ihn leicht ist, da ihm ein Auto zur Verfügung steht. Er wollte meine Bilder sehen. – Martha möchte nun gern nach Berlin, um Kurt zu sehen. Aus diesem Grunde schlug sie ihm heute vor, die Verabredung wahr zu machen u. am Montag mit dem Auto herzukommen. Er soll dann auf dem Rückwege Martha u. mich selbst mitnehmen nach Stralsund. Er hat dort momentan Bilder ausgestellt u. ich könnte mir diese dann ansehen. Ich bleibe dann bis Mittwoch in Stralsund u. Martha fährt nach Berlin weiter. Er war damit sehr einverstanden. Er ist aber, wie es scheint, etwas unzuverlässig u. man kann sich nicht darauf verlassen.

     Nachmittags war wieder im Seezeichen Sitzung der Sektion, doch bin ich wieder nicht hingegangen. Fritz war da. Es war belanglos.

     In der Zeitschrift „Horizont“ las ich einen sehr guten offenen Brief an Joh. R. Becher von Dr. Birkenfeld. B. macht Becher den Vorwurf, daß der Kulturbund bisher nicht den Mut aufgebracht hat, im „Fall Dieter Friede“ irgendetwas zu tun. Dieser Fall ist wieder einmal einer jener Skandale, die in der Ostzone am laufenden Bande geschehen. D. F. ist Journalist in Berlin, der verschiedentlich abfällig über Rußland geschrieben hat. Eines Tages bekam er, der im englischen oder amerikan. Sektor wohnt, die telephon. Nachricht, daß ein Freund von ihm, der im russischen Sektor wohnt, verunglückt sei u. ihn dringend zu sprechen wünsche. D. F. ging hin, traf aber nie bei dem Freunde ein u. ist seitdem spurlos verschwunden. – An dergleichen Dinge sind wir ja gewöhnt. – Der Vorwurf des Dr. B. ist natürlich gerechtfertigt. Der K-B. traut sich nicht auch nur Stellung zu nehmen gegen solche Methoden, aber er versäumt keine Gelegenheit, zu sagen, wie vorzügliche Freunde Deutschlands die Russen seien. Aber damit nicht genug. Der K-B. u. Herr Willi Bredel geben sich sogar

Empfohlene Zitierweise:
Hans Brass: TBHB 1947-12-04. , 1947, Seite 001. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:HansBrassTagebuch_1947-12-04_001.jpg&oldid=- (Version vom 25.2.2025)