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Seite:HansBrassTagebuch 1947-11-20 001.jpg

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Affäre dieses Sommers. Von der Landesleitung Schwerin habe ich niemals, weder mündlich noch schriftlich, eine Stellungnahme zu dieser Sache erhalten, nach der ich mich hätte rechtfertigen können. Mir ist also von einer „Differenz mit der Landesleitung“ garnichts bekannt u. erfahre davon erst durch dieses Schreiben aus Güstrow. Da die Landesleitung offensichtlich auch kein Bedürfnis fühlt, mir von dieser „Differenz“ Mitteilung zu machen u. ich mich niemals rechtfertigen kann, so heißt das, daß diese Differenz niemals beseitigt werden wird. Das heißt praktisch, daß ich dauernd von jeglicher öffentlichen Veranstaltung ausgeschlossen werde, was wiederum so viel heißt, daß ich aus dem Kulturbund ausgeschlossen worden bin –, nur meinen Mitgliedsbeitrag darf ich weiter zahlen. Das Tollste ist, daß ich davon garnichts weiß. Wer hat das verfügt? Wo ist ein solcher Beschluß gefaßt? Aus wem besteht überhaupt diese Landesleitung? Landesleiter ist Herr W. Bredel. Kann dieser Herr einfach dergleichen verfügen, ohne andere Personen zu hören, ohne Beschluß? Wenn das nicht Diktatur u. Faschismus ist, dann weiß ich nicht, was es dann sein soll! – Ich werde an Kleinschmidt schreiben u. ihn um Rat u. Auskunft bitten. – Und dabei hat Martha noch vor wenigen Tagen in Schwerin mit dem Intendanten Kähler aus Wustrow gesprochen, der von der ganzen Sache offenbar auch nichts weiß. –

Donnerstag, 20. Nov. 1947.     

     Nachmittags während der Stromsperre war Margot Seeberg da.

     Gestern war übrigens auch der Steuerbeamten zur Revision da, ging aber wieder, da Fritz nicht da war.

Freitag, 21. Nov. 1947.     

     Heute besonders dunkel, aber sehr milde. Konnte nur in der Mittagszeit etwas arbeiten.

     Abends nach dem Essen bei Küntzels, da Paul Geburtstag hatte. Er ist 65 Jahre geworden. Auf dem Wege dorthin gingen wir am Baltischen Hof vorbei, wo sich ein Passbild-Photograph mit der Herstellung von Passbildern abgab. Alle Einwohner mußten sich dort photographieren lassen, wofür 5 Rm. zu zahlen waren. Es sollen neue Personalausweise angefertigt werden. Für einen Familienvater mit größerer Familie ist das eine erhebliche Belastung.

     Vormittags versuchte ich, einen Brief an Kleinschmidt zu schreiben wegen der Sache mit Güstrow, ebenso an Güstrow selbst. Ich hatte gestern bereits einen Brief entworfen, heute glückte mir, wie ich glaube, ein dritter Entwurf.

Sonntag, 23. November 1947.     

     Ein schöner, ruhiger u. stiller Sonntag. Vor allem war es draußen ziemlich warm 10°, gestern auch schon. Hatte heute wieder die Zentralheizg. in Gang gesetzt, sodaß es auch im Hause überall schön warm war.

     Vormittags schrieb ich Briefe: an Onkel August, dem ich für seinen leider vergeblichen Besuch bei Martha in der Lüneburgerstraße dankte u. sonst über mich berichtete. Sodann schrieb ich an Kleinschmidt einen nochmals redigierten Brief, der nun nach meiner Meinung sehr

Empfohlene Zitierweise:
Hans Brass: TBHB 1947-11-19. , 1947, Seite 002. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:HansBrassTagebuch_1947-11-20_001.jpg&oldid=- (Version vom 23.2.2025)