Vormittags waren drei Damen, späte Sommergäste, zur Besichtigung meiner Bilder da. Nachher traf ein Lastwagen mit 40 Centner Torf ein. Der Torf wurde vor die Tür geworfen. Als Hilfe waren nur unsere kleine Anni u. Frl. v. Tigerström da. Es fand sich aber bald eine Schar kleiner Jungens, denen es Spaß machte, zu helfen, den Torf in den Hof zu schleppen, darunter ein ganz kleiner Knirps mit seiner Schiebkarre. Nach etwa einer Stunde war alles geschafft, aber es hat mich sehr angestrengt.
Im Rundfunk wurde bekannt, das der Kulturbund im amerikanischen Sektor Berlins verboten worden ist, weil er sich politisch betätigt.
Abends zum ersten Male geheizt mit Torf, der aber wohl noch zu feucht war. In letzter Zeit saßen wir unten bei mir des Abends, wo ich den elektr. Ofen angestellt hatte. Jetzt scheint es noch einmal wieder etwas wärmer werden zu wollen.
Telegramm von Fritz aus Berlin, daß er bei Dr. Lindner war zur Zahnoperation u. sein Gesundheitszustand bedenklich sei. Martha telephonierte darauf mit Dr. L., sprach aber nur seine Assistentin, welche sagte, daß die Operation in der Tat sehr schwierig gewesen sei, daß Fritz aber heute bei Dr. L. gewesen sei u. seine Gesundheit zu Besorgnissen keinen Anlaß gäbe.
Kuhn hob heute die Kartoffelgrube aus.
Schönes, warmes Herbstwetter, das uns veranlaßte, nach Tisch Spaziergang zu machen zum Haus Monheim, also nicht weit. Dennoch war ich nachher sehr erschöpft.
Herr u. Frau Talheim verabschiedeten sich u. besichtigten dabei meine Bilder, wobei Herr T. ein sehr nettes Verständnis zeigte.
Das neue Stilleben bereitet erhebliche Schwierigkeiten in der Farbe. – Von Fritz Zeitungspaket u. einige Zeilen, er war mit Kleinschmidt u. E. Welk im Kulturbund zu einem Essen, wo er mit Becher gesprochen hat.
Briefe an William Wauer u. Fritz geschrieben. Ersterem habe ich meine Bereitschaft für eine Ausstellung abgesagt. Es ist ziemlich zwecklos.
Nachmittags Küntzels zum Kaffee. Langweilig. Paul ist ein sehr dummer Mensch.
Abends klagte Martha. Sie hatte etwas Blut im Urin u. etwas Harndrang hat aber kein Fieber. Es scheint kein Anlaß zu Besorgnis zu sein, aber sie macht gern aus der Mücke einen Elefanten.
Ungewöhnlich schönes Wetter.
Martha blieb heute im Bett, obwohl es ihr besser geht, aber Vorsicht ist wohl am Platze. – Von P. Beckmann eine Karte, die uns seine glückliche Ankunft in Rottmannshöhe am Starenberger See anzeigt. – Immer noch schönes Wetter.
Hans Brass: TBHB 1947-10-07. , 1947, Seite 1. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:HansBrassTagebuch_1947-10-07_001.jpg&oldid=- (Version vom 8.3.2025)