Die Zeichnung „Bettler“ als Federzeichnung in größerem Format gemacht, wobei sich ergeben hat, daß es so nicht geht. Viel zu viel Detail u. unnötiges Beiwerk, das nur den Zweck hat, leere Flächen zu füllen.
Es stürmt immer noch der Sturm hat zugenommen u. es ist sehr kalt.
Den „Bettler“ noch einmal gezeichnet in Bleistift. Alles sehr viel vereinfacht. Jetzt ist die Zeichnung gut u. kann ein schönes Bild werden.
Nachts hatten wir sehr starken Sturm, heute hat sich das Wetter endlich beruhigt, Sonnenschein, aber bei Nord=West ziemlich kalt.
Fritz fährt morgen früh zuerst nach Berlin, um dann am Montag in acht Tagen nach Meissen weiter zu fahren, wo er sich bei Dr. Kunze in Behandlung geben wird. Hoffentlich kommt er gesünder zurück, er ist in sehr schlechtem Zustand und macht uns Sorge. Wir erwarten ihn erst Anfang November zurück. – Unsere Trude ist seit heute in Urlaub. Frl. v. Tigerström, die ihren Urlaub im Hause von Frl. Dodell verbracht hat, ist gestern wieder zu uns zurückgekehrt.
Morgens um 1/2 6 Uhr fuhr Fritz mit dem Fischland-Express. Hoffentlich hat die Reise Zweck u. er kommt gesund zurück.
Ein Stilleben als Federzeichnung gezeichnet. Tisch mit Napfkuchen, Schale mit Tomaten, Blumen u. ein Schal. Sieht sehr hübsch aus.
Nachmittags erschien Max Grantz, als wir gerade Kaffee tranken. Er erzählte von Hamburg, war gesund. Er bleibt vier Wochen hier. Er feiert seine silberne Hochzeit morgen u. lud uns zum Sonntag Abend ein, was wir mit geteilten Gefühlen annahmen.
Noch ein anderes Stilleben in Federzeichnung gezeichnet. –
Nachmittags Besuch von einem Herrn Wolf Sarrazin aus Berlin, ein sehr eitler, mädchenhafter Mensch, angeblich Jouralist. Was er hier wollte, ist nicht recht klar geworden. – Abends Besuch von Herrn + Frau Talheim, der Marthas Europa-Markensammlung gründlicher durchsah u. sie immerhin auf 1500,– Rm. schätzte.
Heute Nacht beginnt die Winterzeit, die Uhr wird um 1 Stunde zurückgestellt.
Morgens hl. Messe, wieder erstmalig in der Veranda im Seezeichen. Der neue P. Konrad SJ. war zum ersten Male hier, Nachfolger von P. Beckmann. Er scheint ein ausgezeichneter Prediger zu sein sehr energisch, vielleicht sehr hart im Vergleich zu P. Beckmann. Bemerkenswert ist, daß er bis Weihnachten 1946 in Breslau ausgeharrt hat. Er war dann, wenn ich nicht irre, Kaplan in Boitzenburg. Er erzählte von Breslau, daß anfangs sehr üble Polen dort gewesen seien, jetzt sind mehr solche da, die aus den östlichen Gebieten Polens, welche sich die Russen einverleibt haben, ausgesiedelt sind. Sie tun nicht viel,
Hans Brass: TBHB 1947-10-01. , 1947, Seite 1. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:HansBrassTagebuch_1947-10-02_001.jpg&oldid=- (Version vom 17.2.2025)