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Seite:HansBrassTagebuch 1947-09-20 001.jpg

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Sonnabend, 20. Sept. 1947.     

     Das kleine Bild „Verblühte Salvie“ wurde heute fertig. – Nachmittags zum Kaffee auf der Terrasse war der junge Freund des Dr. Kunze, ein Maler aus Meissen mit seiner Frau bei uns. Nachher zeigte ich ihnen meine Bilder. – Abends kam noch Dr. Meyer zu Fritz, dessen Anfälle nicht aufhören. Seit den letzten 3 Tagen hatte er 3 Anfälle. Es ist sehr besorgniserregend. Dr. M. war der Ansicht, daß Fritz der Einladung Dr. Kunzes nach Meissen zu kommen u. bei ihm im Krankenhause eine Traubenzuckerkur zu machen, möglichst rasch folgen solle. – Es war heute wieder wärmstes Sommerwetter. –

Sonntag, 21. Sept. 1947.     

     Sehr ruhiger Sonntag. Mittags u. Abends kleine Gewitterschauer, sonst schönes Sommerwetter.

     Ich habe gelesen von Anatol France: Die Götter dürsten. Jetzt lese ich von B. Kellermann: Der 9. November. Beide Bücher behandeln das gleiche Thema: Revolution; aber wieviel leichter, eleganter u. witziger ist An. France gegenüber dem sturernsten, witzlosen, schweren Kellermann. Er kann überhaupt nicht lachen. –

     Das Gerücht, daß der Schriftsteller Plivier nach dem Westen ausgerückt ist, scheint doch wahr zu sein, es erhält sich hartnäckig u. wird von Leuten erzählt, denen man glauben sollte.

Montag, 22. Sept. 1947.     

     Regnerisch u. windig, ziemlich kühl. Der Sommer scheint nun endgültig vorbei zu sein.

     Entwurf gezeichnet für ein Bild „Auswanderer“. Es ist formal recht gut, doch müßte es wohl noch etwas mehr werden.

     Nachmittags fotographierte Fritz die Zeichnungen, von denen Pahl-Rugenstein Fotos haben will. Morgen will er die drei letzten Oelbilder fotographieren.

Dienstag, 23. Sept. 1947.     

     Federzeichnung gemacht vom Entwurf „Auswanderer“. Nachmittags kam Dr. Wolter, um mit mir die Angelegenheit dieses Sommers zu besprechen, da er, wie ich schon gehört u. wie es Prof. Rienäcker bestätigt hatte, aus dem Kulturbunde rausgeworfen worden ist wegen seiner russenfeindlichen Aeußerungen bei jener Diskussion. Er erzählte mir auch von jener anderen Diskussion, von der auch Prof. R. gesprochen hat, in der Dr. W. sich über den §218 in einem nazistischen Sinne geäußert haben soll. Nach Aussage des Dr. W. sieht diese Sache nun freilich anders aus, – aber ich kann da kein Urteil haben. Dr. W. wehrt sich jedenfalls dagegen, daß er aus dem Kulturbunde ausgeschlossen werden soll, ohne daß man ihm die Gründe dafür angibt u. ihm Gelegenheit gibt, sich zu verteidigen, was wiederum, wie Dr. W. nicht ohne Recht sagt, durchaus dem nazistischen Brauch ähnelt. Er möchte gern, daß ich mich in dieser Sache bei Kleinschmidt verwenden soll, falls dieser nochmals herkommt.

     Während Dr. W. bei mir war kam Prof. Wunsch u. seine Frau, Professor an der Hochschule für Musik in Berlin, um meine Bilder zu sehen. Beide sind Niederrheiner, er ist Katholik, allerdings abtrünnig. Als ich das merkte,

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Hans Brass: TBHB 1947-09-20. , 1947, Seite 001. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:HansBrassTagebuch_1947-09-20_001.jpg&oldid=- (Version vom 16.2.2025)