Ueber Mittag kam Dr. Kunze, um mich zu untersuchen. Er fand Herz u. Lunge in gutem Zustande, doch ergab die Prüfung des Blutdrucks einen Unterdruck. Er schrieb mir ein Rezept für Sciltoral, das ich mir wohl durch Ruth aus Regensburg besorgen lassen muß, in der Ostzone gibt es das nicht. Ferner empfahl er mir Ganzwaschungen oder Teilbäder von Armen oder Füßen in der Temperatur langsam steigend bis 44°.
Nachmittags Herr Triebsch.
Abends gelüstete es mich, einen Schnaps zu trinken u. ich ging dazu ins Seezeichen, doch war dort kein Schnaps zu bekommen. Ich traf das Ehepaar Dr. Kunze, die dort essen. – Herr Möller, der Wirt, bot mir 50 gr. Tabak an für 65,– Rm., den ich kaufte. Dieser Tabak hätte früher höchstens 30 Pf. gekostet.
Nachmittags kam Dora Oberländer u. bestellte, daß Herr Holtz zu morgen Nachmittag 4 Uhr eine Versammlung der Sektion bei Schütz in Niehagen einberufen habe, da er den Vorsitz niederlegen wolle.
Abends 1/2 9 Uhr erschien unerwartet P. Beckmann, um sich zu verabschieden. Er ging, aber erst noch zu Triebsch u. ist bis jetzt 1/4 nach 10 Uhr noch nicht zurück. Er will bei uns nächtigen u. morgen früh zelebrieren. Er muß oben in der Dachkammer schlafen, da sonst nichts frei ist.
Möglicherweise kommen Martha u. Fritz noch heute Abend zurück.
P. Beckmann kam gestern abend von Triebsch zurück u. bald darauf trafen auch Martha u. Fritz aus Leipzig wieder hier ein. Sie hatten in einem schlecht besetzten Sonderzug eine bequeme Rückfahrt gehabt, auch der Sonderzug zur Hinfahrt war schlecht besetzt gewesen, sodaß heute ein von der Bahn vorgesehen gewesener Sonderzug ausfallen mußte. Der Besuch scheint demnach hinter den Erwartungen zurückzubleiben. Martha traf in Leipzig Otto Wendt. Die Messe war wohl interessant u. sie haben auch gekauft, Fritz meint, für etwa 5000,– Rm. doch wissen sie nicht, wann die Waren geliefert werden können.
P. Beckmann zelebrierte heute früh, wozu etwa 15 Katholiken, rasch zusammengerufen, zugegen waren. Er hielt eine kurze Abschiedsansprache. Der neue Herr, ein P. Konrad, gebürtiger Schlesier, der bis vor kurzem in Breslau geblieben ist, ist bereits in Ribnitz. – Nach dem Frühstück zeigte ich ihm das Bild „Der Wartende“, zu dem er mich ja angeregt hatte u. das ihm ausnehmend gefiel, ebenso wie das Selbstporträt, das morgen vielleicht fertig werden wird. Er fuhr dann mit dem Rade nach Ribnitz zurück. Er hat nun ein schönes Jahr der Sammlung vor sich am Starenberger See.
Nachmittags besuchte mich ein Herr Merz aus Rostock. Belanglos.
Die Sitzung der Sektion, zu der Fritz ging, ergab die Wahl Koch-Gothas als neuen Vorsitzenden. Er nahm die Wahl an.
Im Nordwestdeutschen Rundfunk wurde eben
Hans Brass: TBHB 1947-09-03. , 1947, Seite 1. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:HansBrassTagebuch_1947-09-03_001.jpg&oldid=- (Version vom 17.2.2025)