scharfen Auseinandersetzungen gekommen sein, im Verlauf deren Kleinschmidt mit seinem Rücktritt vom Vice Präsidium gedroht hat Becher hat darauf gesagt, daß es mir privat unbenommen sei, die Veranstaltung abzuhalten, wobei er vielleicht wirklich geglaubt haben mag, daß so wie so niemand kommen würde.
Nach dieser Erklärung Kleinschmidts sagte ich, daß es sich für mich nunmehr nicht darum handeln könne, zu meinem Werk zu stehen, sondern darum, daß ich dadurch den Besitz u. die Existenz meiner Frau u. deren Kinder gefährden könnte. Wenn man auch nicht in der Lage gewesen wäre die Veranstaltung zu verhindern, so würde man doch aus Wut darüber hinterher weitere Hetzen gegen mich unternehmen u. da die Macht dieser Leute sehr groß sei, würden sie schließlich Erfolg haben. Ich würde also die Veranstaltung ausfallen lassen.
Kleinschmidt stimmte dem zu, besonders deshalb, weil er selbst dadurch in die Lage versetzt würde, bei einer zweiten Auseinandersetzung mit Becher, die unvermeidlich sein würde, auf meine nachgibige Haltung hinzuweisen. – Während wir noch über das Für u. Wider sprachen, kam Frl. v. Tigerström u. sagte, daß viele Menschen vor der BuStu. ständen u. auf die Veranstaltung warteten. Bald darauf kam auch Prof. Resch um mich zu holen. – Wir setzen ihm die Situation auseinander. Er war dann bereit, mit Martha runter zu gehen, um den Leuten zu sagen, daß die Veranstaltung ausfallen müsse. Es waren inzwischen noch viel mehr Leute gekommen u. es kamen immer noch mehr. Während dieser Zeit kam Frau Kleinschmidt u. Kleinschmidts Sekretärin, Frl. Schäfer, zu uns. Kleinschmidt fragte mich auch nach der Frau Söhlke, in deren Haus Herr Dr. Bredel wohnt, der das Haus gern an sich bringen möchte. Ich sagte ihm, daß Frau S. immer scharfe Gegnerin der Nazis gewesen sei. Aber darauf kommt es nicht an. Sie besitzt ein Haus, das Herrn Bredel sehr gefällt, u. das genügt vollauf.
Kleinschmidts gingen dann fort. Dafür kamen im gleichen Augenblick Herr Mansfeld u. Herr v. Hamm mit seiner Frau u. mit einer Frau Dr. Kirchner, Aerztin, Jüdin u. Opfer des Faschismus. Sie wollten ebenfalls an der Veranstaltung teilnehmen u. sahen sich nun das Bild „Der Wartende“ an. Besonders Herr Mansfeld ist sehr begeistert von dem Bilde. – So ging der ganze Vormittag auf diese Weise hin.
Der Nachmittag verlief ereignislos. Abends erzählte Hainar Schmitt, der Sohn von Charl. Buck-Schmitt, daß Kleinschmidt mit Sandberg u. Prof. Resch ins Kurhaus gekommen seien, als sie dort aßen. Sie seien gleich auf Becher losgegangen u. es hätte einen sehr erregten Wortwechsel gegeben. –
Das Wetter hat sich wieder aufgeklärt, der Regen, hat gut getan, Tabak u. Tomaten, die schon ganz schlaff gewesen waren, haben sich gut erholt. –
Sandberg möchte ein Foto oder ein Selbstporträt von mir haben. Zu diesem Zweck zeichnete ich vor einigen Tagen ein Porträt von mir in Kohle u. Kreide, um danach eine Zeichnung zu machen. Nach zwei Versuchen habe ich eine dritte Bleistiftzeichnung gemacht, die einigermaßen befriedigend ist, aber keineswegs endgültig. Heute machte ich nach dieser Zeichnung eine neue in der Weise, wie ich es
Hans Brass: TBHB 1947-08-24. , 1947, Seite 2. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:HansBrassTagebuch_1947-08-25_001.jpg&oldid=- (Version vom 9.2.2025)