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Seite:HansBrassTagebuch 1947-08-21 001.jpg

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über ihre zahlreichen Feinde triumphieren zu können. Ich war deshalb stets skeptisch, aber nun tut es mir um sie herzlich leid. –

     Ich einigte mich mit Kleinschmidlt über das Bild „Dorfstraße“ u. sagte ihm, er möge selber einen Preis dafür machen, der seinen materiellen Verhältnissen entspräche, er könne auch Raten zahlen. Ich sagte ihm, daß ich ihm das Bild auch schenken könne, doch glaubte ich, daß es mehr in seinem Sinne sei, wenn er das Gefühl hätte, etwas bezahlt zu haben. Er freute sich u. dankte mir. Ich nehme an, daß er sich in irgend einer anderen Weise schon revanchieren wird. – Frau Havemann, die morgen nach Berlin fährt, will abermals versuchen, eine Ausstellung meiner Bilder in Zehlendorf im „Haus am Walden“ zu arrangieren. Es wird bestimmt nicht glücken, aber es schadet ja nichts, wenn die Leute in Berlin immer wieder meinen Namen hören. –

     Auch heute hatten wir früh eine stille Messe.

     Die Tochter von Dr. Jaeger u. Dr. Barbara v. Renthe war zwei Tage hier. Sie hat sich zu Weihnachten die Zeichnung zu „Weidenkätzchen“ bestellt für 250, – Rm. nachdem sie zum letzten Weihnachten bereits die Zeichnung zum „Pfarrer von Ars“ bekommen hatte.

Donnerstag, 21. August 1947.     

     Nachmittags waren zwei Herren hier, Herr Mansfeld u. Herr Hopf (?), welche mit Martha u. mir Ueberlegungen anstellten, wie unser Ort für den Kulturbund organisiert werden kann. Der Gedankengang ist der, daß, falls die gegenwärtige Lage anhält, die kleineren Ostseebäder –, vielleicht auch die großen, allmählich ganz in den Machtbereich des FDGB. geraten u. für Gewerkschaftsmitglieder ausgenützt werden. Dasselbe sagte gestern auch Kleinschmidt. Ahrenshoop –, u. vielleicht das ganze Fischland, sollte deshalb für den Kulturbund reserviert bleiben. Augenblicklich ist Berlin an diesem Gedanken noch interessiert, aber es fragt sich, wie lange dieses Interesse dauern wird. Deshalb ist es notwendig, die augenblickliche Konjunktur auszunutzen u. aus Ahrenshoop in diesem Sinne etwas zu machen, was später auch selbständig bestehen kann. Es ist deshalb geplant, sämtliche Häuser, die dafür in Betracht kommen, so eng mit dem Kulturbunde zu verbinden, daß der Kulturbund ein Bestimmungsrecht oder wenigstens einen gewissen Einfluß hat. Wir sind planmäßig alle Häuser durchgegangen. Die Idee ist sehr gut, vielleicht wird etwas daraus? –

     Fritz macht uns Sorge. Er war gestern in Rostock u. ist auf dem Bahnhof ohnmächtig geworden, nachdem er in letzter Zeit öfter schon darüber geklagt hat, daß er leichte Schwindelanfälle hätte. Es wird nötig sein, daß er sich gründlich untersuchen läßt.

     Pfr. Tomberge eröffnete uns heute früh nach der stillen Messe, daß er sich erholen wolle u. erst am Sonntag wieder einen Gottesdienst halten werde.

     Abends war Frau Dr. Remée=Sudeck aus Hamburg bei uns. Wie besprachen mit ihr die Aussichten ihres Hauses u. empfahlen ihr, es an den Kulturbund zu verpachten, womit sie einverstanden war. Wir werden sie mit Kleinschmidt bekannt machen, mit dem sie dann

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Hans Brass: TBHB 1947-08-20. , 1947, Seite 002. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:HansBrassTagebuch_1947-08-21_001.jpg&oldid=- (Version vom 9.2.2025)