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Seite:HansBrassTagebuch 1947-08-05 001.jpg

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     Ich begrüßte abends den Maler Albrecht u. seine Frau aus Berlin am Gartenzaun.

Dienstag, 5. August 1947.     

     Dr. Lindner mit Frau u. Kind aus Berlin eingetroffen. Er begrüßte mich nachmittags am Gartenzaun u. war abends kurz bei uns. Er erzählte von der politischen Stimmung in Berlin, die sich mit wachsender Schärfe gegen die SED. richtet. Man spricht mehr denn je von der Unabwendbarkeit des Krieges, der seiner Ansicht nach spätestens 1950 ausbrechen wird. –

     Ich zeichnete heute den Entwurf für das neue Bild „Der Wartende“ in größerem Format als Federzeichnung. Dieses Bild kann nun wirklich die Zusammenfassung der beiden Bilder „Mann im Kerker“ u. „Der Alte“ werden. Es fehlt mir nur Ultramarinblau, werde versuchen, von Triebsch noch eine Tube zu bekommen, der mir ja schon im Frühjahr eine Tube gegeben hat.

Mittwoch, 6. August 1947.     

     Vormittags zeichnete ich den Entwurf „Der Wartende“ fertig, es wird das sicher ein sehr gutes Bild.

     Nachmittags brachte mir Dr. Lindner ein Päckchen hochwertigen amerikanischen Rauchtabak, ein wunderbarer Genuß.

     Pastor Kleinschmidt ist seit Montag hier, hat aber bisher noch nicht Gelegenheit genommen, mich aufzusuchen, ebensowenig wie sein Freund Pastor v. Jüchen. Auch diese Herren haben wohl Angst mit mir zu verkehren. Anders ist es wohl mit Prof. Resch auch Berlin, der ebenfalls seit Montag hier ist. Dieser Herr hat im vorigen Jahre eine so große Begeisterung für meine Bilder an den Tag gelegt u. hatte große Pläne für Ausstellungen der Bilder in Bln. entwickelt, daß er nun wohl allen Grund hat sich zu schämen, da er nichts von all diesen Versprechungen gehalten hat. Ich begreife, daß er sich scheu an meinem Hause vorbeidrückt, ohne den Kopf zu wenden. Nicht einmal in die BuStu. traut er sich herein. – Eine jämmerliche Gesellschaft.

     Frau Triebsch sagt, daß am kommenden Montag der berliner kathol. Geistliche kommen soll. – Triebsch selbst war heute nicht bei mir, da Dr. Thron bei ihm zu Gast war.

Donnerstag, 7. August 1947.     

     Keilrahmen für das neue Bild bespannt. Das handgesponnene Leinen, das ich bisher benutzte, ist leider alle, Martha gab mir ein altes, sehr großes Tafeltuch. Ich leimte es erst u. grundierte dann. Das Material gibt sehr nach, doch hoffe ich, daß es gehen wird. Jetzt am Abend ist es noch nicht trocken, bin neugierig, wie es morgen sein wird. Ich spannte für dieses neue Bild den letzten Rahmen von meinen alten Bildern ab. Das Grundieren strengte mich sehr an.

     Abends waren Riemschneiders da. Ich lernte ihn zum ersten Male kennen, ein sehr intelligenter Mann u. wohl auch ein fähiger Arzt. Wir sprachen über die Zustände dieses Sommers u. die Spannungen die in Schwerin offenbar nicht besser sind als hier bei uns. – Wolkenbruchartiger Regen. –

Empfohlene Zitierweise:
Hans Brass: TBHB 1947-08-04. , 1947, Seite 002. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:HansBrassTagebuch_1947-08-05_001.jpg&oldid=- (Version vom 9.2.2025)