mit meinen Bildern festgelegt sei. Ich bat ihn um Angabe der Quadratmeter Wandflächen u. um seine näheren Bedingungen. Schickte ihm fünf Fotos da ich mehr z. Zt. nicht habe.
Man kommt nicht aus den Aufregungen heraus. Heute um 7 Uhr, als Martha eben den Laden zuschloß, kamen zwei Herren, die bereits seit längerer Zeit im Orte sind, anscheinend als Kurgäste, u. entpuppten sich als Kriminalpolizei aus Rostock. Der eine, ältere von ihnen, Herr Schulz oder Scholz, war neulich dabei, als der Minister Goldberg, Stadtrat Matern u. Sandberg bei mir waren, der jüngere war öfter in der BuStu u. hat dort neulich auf seine besondere Bitte von Martha Räucherdorsch bekommen, den Frau Kowalla aus Althagen ihr angeboten hatte. Wir haben selbst von diesem Dorsch gegessen u. das übrige hat Martha an Sommergäste weitergegeben. – Um dieses Dorsch-Geschäft handelt es sich nun anscheinend. Die Beamten wollten wissen, woher der Dorsch war, erkundigten sich dann aber auch noch nach anderen Dingen, ohne daß man recht erkennen konnte, worum es ging. Ich war nicht dabei u. Marthas Schilderung solcher Sachen ist ja immer sehr konfus, sodaß man nicht klar sehen kann. Erst als Fritz dazu kam, scheint die Sache klarer geworden zu sein, aber auch dann noch bleibt es rätselhaft, warum die Beamten Wert darauf legten, unser Privathaus zu besichtigen, dann aber nur von der Diele aus einen flüchtigen Blick in die Küche taten. Ich saß, wie gewöhnlich um diese Zeit, vorm Hause u. ging mit hinein, wo ich Herrn Scholz als Bekannten harmlos begrüßte u. fragte, was er bei uns wünsche. Er sagte lächelnd: „Ihre Frau hat ausgerechnet an uns Polizeimenschen Dorsch verkauft“. Ich sagte ganz dumm: „So, das durftest Du natürlich nicht“, u. zu Herrn Scholz gewendet fragte ich: „Wird sie dafür erschossen?“ Beide Beamte lachten u. waren sehr liebenswürdig u. verabschiedeten sich. Sie haben sich von Fritz die Schreibmaschine ausgeliehen. Sie wohnen im Baltischen Hof, werden noch vier Tage hier bleiben u. das halbe Dorf vernehmen. Es wird sich zeigen, ob es sich wirklich nur um den Dorsch handelt, oder ob sich dahinter nicht etwas ganz anderes verbirgt.
Vormittags arbeitete ich am Sakramentsbild, das ich wenigstens ein wenig vorwärts gebracht habe, das aber bis jetzt noch völlig unbefriedigend ist.
Das Buch der Elisab. Langgässer „Das unauslöschliche Siegel“ habe ich durchgelesen, doch kann ich nicht sagen, daß mir der Gedanke dieses Buches schon ganz klar geworden ist. Es ist eine Fülle von anregenden Gedanken darin, aber den eigentlichen Leitgedanken habe ich bisher nicht klar bekommen.
Die Zeichnung „Leuchtturm“ habe ich im Vordergrunde noch etwas vollendet durch eine Figur u. Aeste. Es kann so ein gutes Bild werden.
Martha war vormittags zur Vernehmung im Baltischen Hof. Dieser Herr Scholz hat sich nach rechter Polizeimanier benommen mit allen Einschüchterungen u. Drohungen, die bei solchen Leuten üblich sind, um dann am Ende zu erklären, daß er mit einer sofort an ihn zu zahlenden Buße von 5000,– Rm.
Hans Brass: TBHB 1947-07-20. , 1947, Seite 2. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:HansBrassTagebuch_1947-07-21_001.jpg&oldid=- (Version vom 1.2.2025)