Martha kam gestern erst nachts nach 1 Uhr aus Ribnitz zurück, da das Auto, der sog. „Fischland-Express“, eine Panne nach der anderen gehabt hatte u. zuletzt überhaupt liegen blieb. Es war eine große Torheit, überhaupt zu fahren.
Vormittags machte ich mich nun doch noch einmal an das Bild „Aufbruch“. Ich nahm einige sehr starke Aenderungen vor u. glaube, daß es nun so bleiben kann, obgleich ich mir klar bin, daß dieses Bild keine restlose Lösung bedeutet. Vielleicht wird sich später noch eine bessere Lösung finden lassen.
Dr. Burgartz hat die Fotos meiner Bilder an mich zurückgeben lassen. Er versprach, heute Abend selbst zu kommen, doch kam er nicht. Es ist ärgerlich, daß er den Artikel nicht schreiben will, aber es ist da bei seiner hypochondrischen Anlage nichts zu machen.
Leinewand grundiert für das neue Bild Gespenster, welches in Anregung durch den niederländischen Stich „Versuchung des hl. Antonius“ entstanden ist u. dessen Entwurf ich schon längere Zeit als Federzeichnung sehr gut durchgearbeitet habe. Gleichzeitig grundierte ich Sperrholz als Malgrund für das neue Bild „Sakrament“, dessen Entwurf in Bleistift ebenfalls schon einige Zeit vor mir steht.
Vormittags Zeichnungen in der BuStu. aufgehangen, da Fritz jetzt die Wände des Raumes vor dem eigentlichen Ausstellungsraum fertig gemacht hat. Jede Zeichnung ist im Rahmen ohne Glas, alle Rahmen sind gleichartig, sodaß setzt auch dieser Teil sehr schön ist u. die eigentliche Ausstellung nicht mehr so unvermittelt für sich allein steht.
Ich arbeitete an einem Artikel in „Heute u. Morgen“ für mich selbst. Ich glaube, daß ich den richtigen Dreh gefunden habe u. die Sache etwas werden kann. –
Es ist herrliches, warmes Sommerwetter.
In der heutigen Nacht sollen die Uhren wohl wieder um eine Stunde zurückgestellt werden. Damit hört dann wenigsten der Blödsinn auf, daß um 11 Uhr nachts die Sonne noch am Himmel steht. In dieser Nacht kann man also eine Stunde länger schlafen. In der Zeitung hat von all dem nichts gestanden, man folgt einfach einem Gerücht, das von irgendwoher kommt.
Am Artikel weiter gearbeitet. Abends hielt Prof. Rienäcker im Kulturbund einen Vortrag über den Kulturbund, sein Wesen, seine Aufgaben u. Ziele. Er sprach sehr anregend 1 1/2 Stunden in der Veranda zum Seezeichen, etwa 30 Hörer. Er u. seine Frau begrüßten uns sehr freundschaftlich u. setzten sich zu uns. Da noch Zeit war u. er den Wunsch aussprach, zeigte ich ihm vorher meine Bilder in der BuStu, die ihn interessierten. Als ich
Hans Brass: TBHB 1947-06-26. , 1947, Seite 1. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:HansBrassTagebuch_1947-06-26_001.jpg&oldid=- (Version vom 27.1.2025)