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Seite:HansBrassTagebuch 1947-05-31 001.jpg

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Sonnabend, 31. Mai 1947.     

     Es ist sehr warm u. es herrscht eine sehr große Mückenplage. – Vormittags malte ich das Bild „Der Dämon“ fertig, es brauchen nur noch einige geringe Verbesserungen vorgenommen werden, dann ist dieses Bild sehr gut u. ausstellungsreif.

     Nachmittags kam Dr. Burgartz u. brachte mir etwas Tabak. Gott möge es ihm vergelten. Er möchte so gern wieder Katholik sein, alles drängt ihn dazu, nur seine Frau steht dem im Wege, allerdings ein großes Hindernis. Ich sagte ihm, daß ich von nun an täglich für ihn beten wolle, worüber er sich freute. Er sagte, daß Frau Longard es auch getan habe.

     Eine Studie eines Tulpenstraußes gemacht, Bleistift. – Die Federzeichnung nach der „Versuchung des Hl. Antonius“ fertig gemacht.

Sonntag, 1. Juni 1947.     

     Die Tulpen-Studie mit Aquarellfarben angelegt. Die Technik liegt mir nicht, aber wenigstens bin ich mir über die Farbe klar geworden.

     Abends kam Lotte Buck-Schmitt. Am Dienstag will ich vor einigen Leuten eine Einführung in meine Ausstellung geben, Frau Sch. hat die sehr gute Idee, anschließend einige Gedichte von Rilke vorzulesen, die in der Tat zu meinen Bildern sehr passend sind.

     Es ist sehr heiß. Mückenplage. Hoffentlich ist es am Dienstag kühler, da sonst die BuStu. zu heiß ist.

Montag, 2. Juni 1947.     

     Sehr heiß. – Margot Seeberg stellt den Katholiken ihr Haus für den Gottesdienst zur Verfügung.

     Tomaten, die von Carmen Grantz erhaltenen, gepflanzt.

     Mückenplage fürchterlich!

     Letzte Hand an den „Dämon“ gelegt.

Dienstag, 3. Juni 1947.     

     Vormittags das Bild „Aufbruch“ wieder neu vorgenommen u. sehr stark hineingemalt. Es hat nun fast keine Aehnlichkeit mehr mit seinem ersten Zustand, sodaß ich im Zweifel bin, ob ich es noch zweckmäßig „Aufbruch“ nennen soll. Der Brand, der bisher nur die linke Seite beherrschte, hat sich nun über das ganze Bild ausgedehnt, sodaß alles im Feuer steht u. die Figuren ganz davon umgeben sind. Ich sollte das Bild nun lieber „Feuersbrunst“ oder so ähnlich nennen.

     Abends um 8 Uhr hielt ich in der Ausstellung in der BuStu einen Vortrag vor 30 Personen über meine Bilder. Ich besprach jedes einzelne Bild. Anschließend trug Charlotte Buck-Schmitt Gedichte von Rilke vor, sehr gut u. sehr passend. Offensichtlich hat mein Vortrag einen starken Eindruck gemacht, die Anwesenden drückten mir jedenfalls nachher ihre Sympatie aus, die bei Frau Richter leider die Folge hatte, daß sie noch spät abends mit einem kostbar in Leder gebundenen Album kam mit der Bitte, daß ich ihr etwas hineinschreiben möchte.

Empfohlene Zitierweise:
Hans Brass: TBHB 1947-05-31. , 1947, Seite 001. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:HansBrassTagebuch_1947-05-31_001.jpg&oldid=- (Version vom 27.1.2025)