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Seite:HansBrassTagebuch 1947-05-08 001.jpg

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Ministrieren erlernen. Ich war hocherfreut. Auch er ist Firmling u. fährt morgen nach Ribnitz. Ich habe ihn zum Sonnabend Nachmittag bestellt u. werde ihm Unterweisungen geben so gut ich kann, denn sehr viel verstehe ich ja selbst nicht, davon.

Donnerstag, 8. Mai 1947.     

     Telegramm von Martha, daß sie morgen Abend zurück kommt. – Schönes, warmes Frühlingswetter. Grub im Vordergarten vorm großen Hause ein kleines Stück um, weil ich Strohblumen-Samen, den irgend jemand besorgt hat, säen wollte. Obwohl es nur ganz wenig war, hat mich das Graben überaus angestrengt. Ich werde nun dergleichen nicht mehr tun, lieber mag der Garten verwildern.

     Ueber die Firmung in Ribnitz habe ich noch nichts gehört.

Freitag, 9. Mai 1947.     

     Martha ist nicht gekommen. Vielleicht ist sie in Ribnitz, da das Auto den D=Zug nicht abwartet. Fühle mich immer noch wenig wohl.

Sonnabend, 10. Mai 1947.     

     Früh morgens um 20 Minuten vor 6 Uhr trafen Martha u. Fritz hier ein. – Martha war von dieser Reise sehr angestrengt, hat sich aber im Laufe des Tages gut erholt. Die Reise scheint aber in vieler Beziehung ertragreich gewesen zu sein.

     Ich selbst fühlte mich den ganzen Tag über wenig wohl. Malte morgens etwas, gab es aber bald auf u. beschnitt im Garten die kümmerlichen Reste der Rosen, die dieser Winter übrig gelassen hat. Sie sind fast alle total erfroren. Nachher legte ich mich ins Bett u. lag auch nach dem Essen bis 4 Uhr, ohne daß ich mich dann wohler fühlte. Ich versuchte, zu lesen Dillersberger: „Das Wort vom Logos“, kam aber auch damit nicht weit. – Um 5 Uhr kam der kleine Ernst Ducke, der Ministrant werden will. Ich stellte fest, daß er das Latein nicht lesen kann u. daß es noch sehr viel Arbeit kosten wird, bis er soweit ist. – Nach 7 Uhr kam P. Beckmann von Wustrow her. Er erzählte sehr anschaulich vom Bischof u. von der Firmung, die der Stadt Ribnitz an diesem Tage ein stark katholisches Gepräge gegeben hat. Es waren rd. 400 Firmlinge u. etwa 1200 Personen, die an der Firmung teilnahmen. Der Bischof war sehr überrascht über diese Entwicklung, die ihm gezeigt hat, daß plötzlich Ribnitz zu den wichtigsten Zentren seiner Diözese gehört, wovon er bis dahin nichts gewußt hat. – Es ist nun endlich in Ribnitz eine Wohnung für das kathol. Pfarramt eingerichtet worden in der Langen Straße, unmittelbar bei der Stadtkirche. Es wird dort auch eine Kapelle eingerichtet u. wir besprachen die Herstellung eines Altargemäldes. –

     Ein sehr betrübendes Ereignis ist, daß das kathol. Kirchenblatt, das Petrusblatt, von den Russen in der russischen Zone verboten worden ist u. daher nicht mehr hierher versandt werden darf. –

     Die Uhren müssen heute Nacht abermals um eine Stunde vorgestellt werden, nachdem dies schon im Anfang April geschehen war.

     Morgen früh ist im Seezeichen wieder Gottesdienst, wohl zum letzten Male, weil der Raum im Sommer nicht mehr zur Verfügung steht u. ein anderer Raum nicht vorhanden ist.

Empfohlene Zitierweise:
Hans Brass: TBHB 1947-05-07. , 1947, Seite 002. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:HansBrassTagebuch_1947-05-08_001.jpg&oldid=- (Version vom 17.1.2025)