in einer entschiedenen u. energischen Wendung Amerikas gegen Rußland, der sich natürlich England anschließen wird. Frankreich wird sich sehr überlegen müssen, ob es nun weiterhin seine kommunistenfreundliche Richtung behalten will. Gott sei Dank, daß nun endlich Rußland energisch entgegengetreten wird. Dies war also der Grund des Wechsels im amerikan. Außenministerium. Man darf gespannt sein, wie sich das alles auf die Moskauer Außenminister-Konferenz auswirken wird. Vielleicht wird sie hochgehen?
Heute früh waren 3° Wärme mit Regen, der alles mit einer dicken Eisschicht überzog. Am Nachmittag wurde es wieder kälter, abends um 7 Uhr waren wieder 2° Kälte.
Die Russen toben gegen Amerika, weil dieses den Griechen u. den Türken eine sehr große Anleihe gegeben hat u. dadurch die Selbständigkeit dieser beiden Länder vernichtet hätte. Man muß lachen über diese russische Sorge um die Selbständigkeit der Griechen u. der Türken, aber in Moskau ist offenbar dicke Luft. Die Russen haben in ihrer Besatzungszone die Heilsarmee verboten, sie fühlen sich offenbar dadurch militärisch bedroht. Aus solchen Dingen, die schon die Lächerlichkeit streifen, fühlt man deutlich die Schwäche Rußlands, die wahrscheinlich viel größer ist, als man denkt.
Abends mit Martha Kreuzweg (Guardini). Fritz war da u. ich fing absichtlich mit dem Gebet an, solange Fritz noch da war. Er wußte nicht, was ein Kreuzweg ist u. er bekam so die ersten sechs Stationen mit, bis er ging. Es war sehr gut so.
Der „Aufstieg zum Berge Karmel“ ist eine überaus schwierige Lektüre. Es ist darin sehr viel mehr Gelehrsamkeit, als in den Schriften der Hl. Theresia, die unmittelbar das Herz u. das Gemüt berühren. Bei Johannes vom Kreuz muß man sich erst durch die Gelehrsamkeit hindurcharbeiten, bis man auf den Kern der Sache kommt. Ich mache mir deshalb zu jedem Kapitel einen kurzen Auszug u. finde so den Leitfaden.
Immer noch kein Tauwetter, obschon heute wieder Sonnenschein war u. in der Sonne es ganz schön warm war. Sonst nichts von Belang.
Niemand hatte erwartet, daß bei den gegenwärtigen Zuständen der Wege heute der Gottesdienst stattfinden würde, der vor drei Wochen für heute festgesetzt gewesen war. Zu meiner u. unser aller größter Ueberraschung ließ aber Herr Dr. Rudlof heute früh telephonisch mitteilen, daß er trotzdem kommen würde. Tatsächlich traf er um 5 Uhr nachmittags hier ein, nachdem er morgens in Dierhagen u. Mittags in Wustrow Gottesdienst gehalten hatte. Ich hatte mit der Sudetendeutschen Frau Menzel, die eine sehr gute Frau ist, am Nachmittag die Veranda im Seezeichen hergerichtet. Die Beteiligung war sehr stark, es waren viele Männer da u. ich darf mir schmeicheln, daß meine eindringlichen Mahnungen bei der Beerdigung des Franz Anders gut gewirkt haben. Das Hochamt begann pünktlich um 6 Uhr u. um 7 Uhr machte sich Dr. R. schon wieder auf den Weg nach Ribnitz zurück. Es ist wirklich heldenhaft, was diese beiden Geistlichen leisten. P. Beckmann will in der kommenden Woche oder in der nächsten für drei Tage herkommen,
Hans Brass: TBHB 1947-03-13. , 1947, Seite 2. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:HansBrassTagebuch_1947-03-14_001.jpg&oldid=- (Version vom 10.1.2025)