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Seite:HansBrassTagebuch 1947-03-10 001.jpg

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Zeit ganz entschieden abgenommen u. ich führe das auf diese Beschäftigung mit der hl. Th. zurück. Sollte es doch noch gelingen, diese lästige Gewohnheit mit der Hilfe dieser Heiligen los zu werden? Es scheint so! –

Montag, 10. März 1947     

     Heute früh waren 14° Kälte! Am Tage war es dann milde, mittags etwa 1° Kälte, aber am Abend nahm die Kälte rasch wieder zu. Das Radio verkündet aber heute Abend einen entschiedenen Wetterumschwung, der sich bei uns aber wohl erst übermorgen auswirken wird. – Heute früh war starker Rauhreif, eine Erscheinung, die hierzulande sehr selten vorkommt, wahrscheinlich, weil die Luft meist zu bewegt ist, – es war in der Nacht absolute Windstille. Gegen Abend hat sich wieder Ostwind aufgetan.

     Die Schriften der hl. Theresia habe ich jetzt durchgelesen mit Ausnahme der Briefe, die ich nach u. nach in kleinen Abschnitten lesen will. Die anderen Schriften habe ich hintereinander gelesen, jede Abhandlung zwei bis drei mal u. öfter, sodaß ich nun eine ziemlich gründliche Kenntnis habe. Ich habe sehr viel daraus gelernt. Den „Weg der Vollkommenheit“ lese ich abends noch Martha vor. Ich schließe nun gleich ein Studium der Schriften des hl. Johannes vom Kreuz an, dessen „Aufstieg zum Berge Karmel“ ich vor mehreren Jahren schon einmal sehr gründlich u. mühselig gelesen habe. Ich nehme an, das ich dieses Buch, mit dem ich beginne, jetzt besser verstehen werde als damals. Ich habe heute ein weit besseres Verständnis für Abtötung u. Losschälung wie damals, als mir die körperliche Sinnlichkeit noch sehr viel zu schaffen machte. Davon ist heute eigentlich nur noch die Lust am Rauchen übrig geblieben, abgesehen von einer gewissen Bequemlichkeit die aber wohl in Ansehung meines Alters u. meines allgemeinen Körperzustandes nach den schweren Krankheiten milde zu beurteilen ist. Was das Rauchen betrifft, so ist es damit besonders in letzter Zeit unter der Einwirkung der hl. Th. sehr viel besser geworden. Das Problem wird sich nun von selber lösen, da der Tabak alle ist. –

     Justus Schmitt aß heute zum letzten Male bei uns. Er ist schließlich doch ein recht oberflächlicher Intellektueller. Er hatte mir drei Hefte „Frankfurter Hefte“ mitgebracht, die ich ihm heute jedoch ungelesen zurück gab, da ich mich nicht entschließen konnte, die Lektüre der hl. Th. wegen solcher Artikel zu unterbrechen. Ich habe schon seit Wochen weder eine Zeitung noch eine Zeitschrift mehr gelesen, es genügen mir die 15 Minuten Nachrichten des Nordwestdeutschen Rundfunks jeden Abend, um mich über das Geschehen in der Welt zu informieren. Danach hat heute die Moskauer Konferenz begonnen, deren erstes Ergebnis der Beschluß einer Auflösung Preußens ist. Mir ist das völlig gleichgültig. –

Dienstag, 11. März 1947.     

     Die Witterung war heute milder, aber von Tauwetter war noch keine Rede. – Fritz ist aus Leipzig zurückgekehrt. Nach dem, was er von dort berichtet, ist diese ganze Messe ein einziger großer Bluff, zu kaufen gibt es dort so gut wie nichts.

     Einer von den Sudetendeutschen ist gestorben, ein gewisser Franz Anders, Bäcker aus der Gegend von Trautenau, 44 Jahre alt, wahrscheinlich Herzschwäche. Er wohnte

Empfohlene Zitierweise:
Hans Brass: TBHB 1947-03-09. , 1947, Seite 002. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:HansBrassTagebuch_1947-03-10_001.jpg&oldid=- (Version vom 10.1.2025)