Die Schneeverwehungen sind derart, daß man nicht von hier nach Wustrow gehen kann, es sei denn, man ginge über das Eis des Boddens. Aber wenigstens ist es heute windstill, sodaß wenigstens das Haus warm ist, sofern man das Glück hat, Feuerung zu besitzen, was bei uns der Fall ist. Gott sei dafür gedankt! –
Heute war das Wetter milde, Temperatur, um 0° herum, dabei Windstille. –
Justus Schmitt wieder zum Mittagessen bei uns.
Der Frost ist vorbei. Gott sei Dank! Zwar ist es auch tagsüber nicht viel mehr als 0°, aber wir atmen doch erleichtert auf. Nach der Wetterlage kann man mit einem langsamen Temperaturanstieg rechnen.
Heute habe ich, angeregt durch das wärmere Wetter, welches das Aufstehen am frühen Morgen erleichtert, angefangen, die Morgenstunden wieder zur Betrachtung u. zum Gebet zu verwenden. Ich bin um 7 Uhr aufgestanden u. habe die Zeit bis zum Frühstuck um 9 Uhr in dieser Weise gut verwendet. Dies werde ich nun wieder beibehalten. Dadurch bekommen alle Gebetsübungen den ganzen Tag hindurch ein festes Fundament u. das ist überaus wohltuend. Ich halte die Gebetszeiten Mittags, Nachmittags u. Abends so viel besser ein.
Es ist weiterhin milde, aber noch kein Tauwetter. Mittags Justus Schmitt bei uns zum Essen. – Morgen früh fahren Martha u. Fritz zur Leipziger Messe, wir müssen um 1/2 6 Uhr aufstehen.
Ueber Nacht war ein heftiger Nord-Ost aufgekommen. Nachdem wir gefrühstückt hatten, machten sich Fritz u. Martha bereit, gingen zu Knecht, um das Auto von Johannsen zu erwarten, mit ihnen viele andere Menschen, doch kam Johannsen nicht. Nachdem alle vom 7 – 8 Uhr vergeblich gewartet hatten, kam die Nachricht, daß Johannsen bei der Post angerufen hatte, er stecke in Dähndorf fest u. könne nicht weiter. – Fritz, der ganz versessen darauf war, nach Leipzig zu kommen, ging zu Ziemeck, um ihn zu der Fahrt zu veranlassen, da dieser gestern Abend noch den Weg von Ribnitz hierher mit seinem 1 1/2 Tonner ohne wesentliche Schwierigkeiten gemacht hatte. Er erklärte sich zur Fahrt bereit, doch mußte Fritz seinen den ganzen Krieg hindurch sorglich gehüteten Schatz von 5 ltr. Benzin dazu opfern. Um 9 Uhr fuhr er los mit Martha u. Frau Kuhrt, die vorn geschützt beim Führer saßen, auf dem offenen Wagen waren Fritz u. Herr Strohschnitter, der ebenfalls nach Leipzig wollte. – Sie sind bis Dierhagen gekommen, von da an waren die Verwehungen so stark, daß Ziemeck nicht mehr weiter fahren wollte, denn sie mußten dauernd über den Acker fahren infolge der Verwehungen auf der Chaussee. Wohl in Wustrow hatte sich ihnen ein
Hans Brass: TBHB 1947-03-02. , 1947, Seite 2. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:HansBrassTagebuch_1947-03-03_001.jpg&oldid=- (Version vom 10.1.2025)