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Seite:HansBrassTagebuch 1947-02-28 001.jpg

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Bild des Heilands mit Dornenkrone, rotem Mantel u. Rohr gemacht, das ich schon 1933 gemalt habe u. das bisher noch nie einen Rahmen gehabt hat. Ich habe dieses Bild über meinen Schreibtisch gehängt, sodaß es mir immer vor Augen ist.

     Es ist heute der vierzigste Tag ununterbrochenen Frostes. Es dürfte genügen!

Freitag, 28. Februar 1947.     

     Der starke Wind gestern hat solche Schneeverwehungen verursacht, daß Johannsen mit seinem Auto gestern Abend nicht mehr durchgekommen ist. Seine Passagiere mußten in Dähndorf aussteigen u. sind zu Fuß hier angekommen, in völlig erschöpftem Zustande nachts 1 Uhr. Heute war der Wind nach Norden gegangen u. hat sich noch erheblich verstärkt u. um 4 Uhr nachmittags begann starkes Schneetreiben. So ist nun eine Reise nach Leipzig völlig ausgeschlossen, da man ummöglich nach Ribnitz gelangen kann, es ist alles verweht. Dabei hat der Frost um nichts nachgelassen. Heute Abend verkündete der Nordwestdeutsche Rundfunk endlich eine Aussicht auf Besserung der Wetterlage, aber wann sich diese auch östlich der Elbe auswirken wird, ist noch ungewiß. Doch selbst wenn nun Tauwetter eintreten sollte, ist damit nicht gleich geholfen, da der Boden etwa einen Meter tief gefroren ist u. das Schmelzwasser nicht ablaufen kann, es wird zunächst einen fürchterlichen Morast geben, der die Wege ebenso unpassierbar machen wird, wie jetzt der Schnee. Auch kalt wird es bleiben, da die Ostsee zugefroren ist u. die große Eisfläche wie ein Eiskeller wirkt. Bis das Eis auf der Ostsee u. auf dem Bodden verschwunden sein wird, wird es eine Zeit dauern, es sei denn es gäbe Regen u. Sturm.

Sonnabend, 1. März 1947.     

     Die Temperatur war heute milde, wir hatten mittags nur 1° Kälte, doch schneite es, wenn auch nur leicht, so doch bei starkem Wind, der aus Süden kam, d.h., der neue Schneeverwehungen verursachte. Jetzt, in der Nacht, ist der Wind noch stärker geworden u. ich sah eben, daß auch das Schneetreiben zugenommen hat. Der Verkehr zwischen uns u. dem Festlande ist völlig unterbrochen.

     Herr Schelper, Justus Schmitt u. Arthur Hoppe sind aus Ribnitz hier angekommen, letzterer seit drei Jahren in italienischer Gefangenschaft, bzw. bei der deutschen Armee. Justus Schmitt war aus Berlin gekommen. Herr Schelper war in Rostock gewesen, um irgend welche Sachen von dort zu holen u. lag schon drei Tage lang in Ribnitz fest. Alle drei entschlossen sich, zu Fuß über den Bodden zu gehen. Sie hatten sich einen Schlitten beschafft, auf den sie ihr Gepäck gelegt hatten u. den sie hinter sich her zogen. Sie haben für den Marsch angeblich sieben Stunden gebraucht. – Justus Schmitt habe ich selbst noch nicht gesprochen, er wird morgen bei uns essen.

     Am Nachmittag war Dr. Burgartz hier, der Andeutungen machte über die feindseligen Gefühle, die Herr v. Achenbach u. Peter Erichson gegen mich hegen u. die die Stärke von Haß haben sollen, ohne daß ich die Gründe dieses Hasses kenne.

Empfohlene Zitierweise:
Hans Brass: TBHB 1947-02-27. , 1947, Seite 002. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:HansBrassTagebuch_1947-02-28_001.jpg&oldid=- (Version vom 8.1.2025)