Mädchen Erna mal nicht im Hause ist, um rasch ihre eigenen Erbsen zu stehlen, die sie dann ihrer Tochter nach Berlin schickt. – P. Beckmann will zur Konversion von Triebsch für einige Tage herkommen, um ihm noch die letzten Unterweisungen zu geben u. sich selbst zu erholen.
Abends aus dem Buche der Klosterstiftungen der hl. Therese vorgelesen.
Der Frost hat noch mehr zugenommen, dazu ein scharfer Ostwind.
Vormittags gemalt. Nachmittags Leben der hl. Theresia gelesen, abends Klosterstiftungen vorgelesen.
Mit der Post kam eine Vermählungsanzeige des Herrn Theodor Vogt aus Neuruppin mit jener polnischen Dame, mit der er schon während des Krieges in Lodz ein Verhältnis gehabt hat u. mit der er, wie ich gehört habe, jetzt auch ein Kind haben soll. Es ist unfaßlich, wie tief ein Mensch fallen kann. Er war Rechtsanwalt in Berlin u. aus der evangelischen Kirche ausgetreten. Freigeist. Dann trat er mit seiner Frau zur kathol. Kirche über u. machte ein riesiges Bewähr davon, holte sogar die kirchliche Trauung nach, fuhr nach Rom usw. Er gab sein Anwaltsbüro in Bln. auf, nachdem er sehr viel Geld verdient hatte, kaufte in Havelberg ein Haus wie ein kleines Schlößchen u. war dort Anwalt. Als die Nazis kamen trat er in die Partei ein u. ließ sich in Havelberg als Stadtrat wählen. Er besaß ein großes Bild von mir: „Der Asket“.
Als Nazi war ihm das peinlich u. er kam zu mir in die Wilhelmshöherstraße, um zu fragen, ob ich ihm nicht ein anderes Bild dafür geben könne. Ich lehnte das ab, hatte übrigens auch keins. Trotz seines Nazitums machte er aber immer noch in Katholizismus. Dann kam der Krieg. Da er früher aktiver Hauptmann gewesen war, wurde er nun wieder Offizier u. war zuletzt als Major in Lodz, wo er diese Dame kennen lernte. Jetzt hat er sich also scheiden lassen, um diese Dame zu heiraten. Er ist 63 oder 64 Jahre alt. Es ist unfaßlich. –
Die arme Frau Hanschak ist sehr krank. Nachdem sie erfolglos im Fischland-Krankenhause gelegen hat, erholt sie sich nicht mehr. Ich nehme an, daß es Krebs ist. Martha war heute bei ihr
Der Frost scheint seinen Höhepunkt überschritten zu haben, dennoch ist es kalt. – Schöner Sonntag. Vormittags im Leben der hl. Th. gelesen, ich bin jetzt damit durch. Habe ein Namens-Register angelegt, das ich nun ordnen will. Danach werde ich auch eine Zeittafel anlegen. Abends aus dem Buche der Klosterstiftungen vorgelesen, das ich nun doch, ehe ich die anderen Schriften lesen werde, nochmals für mich sorgfältig durchlesen werde u. nach dem ich ebenfalls ein Namensregister u. eine Zeittafel anfertigen werde. Ich dringe so immer tiefer in das Leben dieser wunderbaren Heiligen ein, für die ich eine immer noch wachsende Verehrung empfinde. Es ist das erste Mal, daß es mir passiert, daß ich ein festes Vertrauen zur Fürsprache eines od. einer
Hans Brass: TBHB 1947-02-07. , 1947, Seite 2. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:HansBrassTagebuch_1947-02-08_001.jpg&oldid=- (Version vom 7.1.2025)