Namen zu nennen, für mich u. meine Bilder. – Ich habe mich besonders gefreut, daß gleich heute am ersten Tage ein kleines Kinderbildnis von Frau Loeber verkauft wurde. Der Käufer ist Justus Schmitt. Loebers können das Geld sicher brauchen, es ist nur schade, daß das Bildchen mit 150, – Rm. viel zu billig war. Schmitt hätte sicher auch das Doppelte gezahlt. Als Veranstaltung war diese Sache ein großer Erfolg. Der Kurdirektor Michelsen war ganz glücklich, es war der weitaus stärkste Tag der Saison, wie er sagte. Wir Maler haben also bedeutend an Wert gewonnen. Es wird sich nun zeigen müssen, ob die Ausstellung auch sonst noch guten Besuch haben wird. Es waren auch einige Einheimische da wie Herr + Frau Gräff, Bernh. Saatmann, Frau Bertsch. Herr Venzmer, der „Oberregierungsrat“ aus Schwerin, war auch da u. machte ein bittersüßes Gesicht zu der ganzen Sache. Ueberhaupt war viel Prominenz da, z.B. auch der Rektor der Universität Leipzig. Herr von Achenbach glänzte durch Abwesenheit, ebenso Herr Erichson, der, wie man mir sagt, in Ahrenshoop ist.
Gestern war der junge Schwerdtfeger bei mir, um mir seinen ersten Versuch einer abstrakten Malerei vorzulegen. Motiv war ein Pferdekopf. Es war noch viel Falschverstandenes darin u. natürlich auch Nichtgekonntes, aber es war im großen Ganzen doch richtig gewollt u. nicht ohne Talent. Ich ermunterte ihn, weiterzumalen u. erklärte ihm seine Irrtümer u. falschen Auffassungen, die er einsah.
Der Rektor der Universität Leipzig, der die Eröffnung unserer Kunstausstellung am Sonntag miterlebt hat, war bei Martha in der BuStu. Er hat ihr gesagt, einen wie starken Eindruck diese Veranstaltung auf ihn gemacht hätte, besonders aber meine Eröffnungsrede u. meine Bilder. Er bat darum, meine anderen Bilder sehen zu dürfen u. meinte, daß ich seiner Meinung nach Anspruch hätte, ein führender Maler in Deutschland zu sein. Es kommt mir ganz merkwürdig vor, daß ich jetzt mit einem Mal eine solche Rolle spielen soll. Ich muß mich hüten, von meinen Bewunderern nicht in den lauten Tagesrummel hineingezogen zu werden.
Heute Vormittag besah sich auch Grete meine Bilder, aber sie machte ein scheußliches Gequatsche mit okkulten Begriffen.
Rührend ist Fritz. Dr. Burgartz hatte mich am Sonntag um das Manuskript meiner Rede gebeten, um es für einen Zeitungsartikel zu verwenden. Ich gab es ihm u. sagte, er könne es nachher fortwerfen. Fritz ist untröstlich darüber u. setzt alles daran, das Manuskript wieder zu bekommen. Ich muß doch in Zukunft mehr Rücksicht auf seine Liebe nehmen.
Abends las Lotte Schmitt-Buck im Ausstellungssaal des Kunstkaten „Clavigo“ vor etwa 20 Menschen. Es war ein sehr starker Eindruck, sie las ganz vorzüglich u. es muß für sie eine sehr große Anstrengung gewesen sein, nachdem das Zuhören für mich schon eine Anstrengung war. Der Eindruck war sehr stark. Außerdem war es ein sehr interessantes Experiment. Der Saal eignet sich
Hans Brass: TBHB 1946-08-18. , 1946, Seite 2. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:HansBrassTagebuch_1946-08-20_001.jpg&oldid=- (Version vom 22.12.2024)