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Seite:HansBrassTagebuch 1946-07-10 001.jpg

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eine von unserer kleinen Gottesmutter mit sehr schönen, gelben Blumen, die mir irgend jemand geschenkt hat, die andere von Rosen aus dem Garten von Bernh. Saatmann, ebenfalls Geschenk einer Angestellten. Während der Arbeit störte mich zuerst Paul, der sich verpflichtet fühlte, mir zu gratulieren, ebenfalls mit Rosen aus dem Saatmann'schen Garten, sodann Dr. Meyer, der irgendwo erfahren hatte, daß ich Geburtstag habe.

Zum Abend aßen wir nochmals Aal, der vom Mittag übrig geblieben war, mit Kartoffelsalat. Nachher saßen wir im Seezimmer u. tranken den Sekt. Dabei zeigte Fritz ganz alte Fotos nach früheren Bildern von mir, die längst nicht mehr existieren. Ich war gerührt über die Treue, mit der Fritz diese Sachen aufgehoben hat. Einige dieser Bilder waren mir sehr interessant. Es sind das alles Bilder, deren ich mich nicht zu schämen brauche. Zwar sind sie nicht völlig gelöst, aber das Wollen ist sehr erkennbar. Es sind ernste Arbeiten mit viel innerer Leidenschaft gemalt. Ich habe davon einige ausgewählt u. werde sie nun noch einmal malen nach mehr als zwanzig Jahren u. denke, daß ich nun die damals noch ungelösten Probleme besser lösen werde.

     So war alles sehr schön. – Morgen will Fritz nach Berlin fahren. Martha erzählt von allerhand Leuten, die sich in der BuStu. sehr für meine Bilder interessieren, darunter der Stadtrat Matern aus Rostock, der Vorsitzender des Kulturbundes in R. ist. Es werden also in dieser Woche wohl allerhand Leute kommen, die meine Bilder sehen wollen.

Mittwoch, 10. Juli 1946.     

     Vormittags das neue Bild „Lupinen“ angelegt, sehr schön: blau, rosa, gelb u. grün. Es malte sich schwer, da in der Grundierung zu wenig Oel war.

     Fritz hat Abzüge von den neuen Fotos gemacht, die sehr gut geworden sind.

     Nachmittags Bilder=Besichtigung: ein Kapellmeister-Ehepaar oder etwas ähnliches, die Frau viel redend, ferner ein junger Maler, schwer kriegsverletzt, Fallschirmjäger, sowie ein ihm befreundetes, sehr belangloses Ehepaar. Auch der kriegsverletzte Maler ist, abgesehen davon, daß er ein netter Kerl zu sein scheint, sonst ganz belanglos. Diese jungen Leute wissen von keinen Problemen, sie machen einfach, was ihnen beigebracht worden ist u. machen sich sonst keine Gedanken.

     Während ich die Bilder vorführte, fuhr Fritz ab nach Stralsund, von wo er morgen früh weiter nach Berlin fährt.

Donnerstag, 11. Juli 1946     

     Vormittags an den Lupinen gemalt. Es ist zu wenig Oel im Grunde, weshalb das Malen im Anfang schwer ist. Dieses Bild wird besonders in der Farbe völlig anders werden als die bisherigen Bilder, die unter sich schon in der Farbe sehr verschieden sind.

     Nachmittags war es sehr lebhaft. Zuerst kam Herr Winter, Schauspieler aus Brandenburg, jetzt in Berlin, um die Bilder zu sehen. Dann erschien überraschend Peter Jaeger aus Chemnitz, jetzt ebenfalls Berlin, wo er am

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Hans Brass: TBHB 1946-07-09. , 1946, Seite 002. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:HansBrassTagebuch_1946-07-10_001.jpg&oldid=- (Version vom 9.12.2024)