von etwa 42 Jahren. Damit ist nun der gute Deutschmann vorerst einmal erledigt. Morgen früh fängt nun endlich der Schulunterricht wieder an.
Nach u. Nach werde ich mir klar über meinen körperlichen Zustand. Heute Nacht fühlte ich besonders deutlich, wie irgendetwas am unteren Rande der Rippen auf der rechten Körperseite nicht in Ordnung ist. Es ist genau dieselbe Stelle, von der damals im Herbst die heftigen Schmerzen ausgingen u. weshalb. Dr. Lasch den Blinddarm herausnahm. Dieser Blinddarm mag damals gereizt gewesen sein infolge dieser Schmerzen, die ja so heftig waren, daß ich mich übergeben mußte, aber er war nicht die Ursache dieser Schmerzen. Ich habe das ja damals gleich gespürt u. war skeptisch. Ein leises Gefühl des Unbehagens an jener Stelle hat mich seit damals ja auch nie verlassen. Heute Nacht fühlte ich das sehr deutlich. Ich habe an dieser Stelle ein leises Schmerzgefühl, das sich im Liegen besonders bemerkbar macht gegen Druck u. auch beim Tiefatmen. Es mag die Niere sein, ich weiß es nicht. Sicher ist jedenfalls, daß meine damalige angebliche Blinddarm-Entzündung genau dieselbe Ursache der Erkrankung war, wie jetzt, d.h. sie war überhaupt nicht die Ursache, sondern Folge. – Es muß also irgendetwas unternommen werden, wenn ich wieder gesund werden soll, – ich muß mit Dr. Meyer darüber sprechen. –
An sich fühle ich mich sonst ganz wohl, besonders gestern hatte ich einen guten Tag. Nachmittags war ich längere Zeit oben im Wohnzimmer, ohne daß es mich besonders angestrengt hätte. – Ich sah wieder das Bild „Bäume am Strande“ u. war diesmal davon ganz befriedigt. Martha stellte mir dann das Christkönigs-Bild auf. Auch mit ihm war ich einigermaßen zufrieden, wenngleich ich mich damit abfinden muß, daß eben alle Bilder immer weit hinter dem zurückbleiben, was ich eigentlich hatte malen wollen. –
Herr v. Achenbach ist gestern nicht gekommen. Ich habe auch sonst nicht gehört, was aus dieser Kulturbund-Angelegenheit geworden ist. Es ist wohl alles nur Geschwätz u. Wichtigtuerei.
Gestern kam ein besorgtes Telegramm von Fritz, mit der Frage nach meiner Gesundheit. Es war inzwischen die erste Nachricht über meine Erkrankung in Regensburg eingetroffen. Gleichzeitig sandte er drei Hefte einer Zeitschrift „Heute“, die vom amerikan. Informationsbüro herausgegeben wird. Die Zeitschrift ist sehr gut u. vorbildlich aufgemacht. Manche Leute nennen diese Neuerscheinungen, deren es mehrere gibt, etwas herabsetzend „Propaganda“, aber eben diese Propaganda bedeutet doch nichts anderes als ein Werben um das Deutsche Volk, – u. das ist doch überaus hoffnungsvoll.
In dem einen Heft sind Bilder des Malers Pablo Picasso abgebildet, dazu ein kurzer, sehr guter Artikel eines Engländers. Es handelt sich um die Bilder
Hans Brass: TBHB 1946-04-07. , 1946, Seite 2. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:HansBrassTagebuch_1946-04-09_001.jpg&oldid=- (Version vom 18.11.2024)