Heute die Wiederholung des Malvenbildes angelegt. Es hat mich noch nie ein Bild derartig erregt, wie dieses. Die Neufassung ist ganz herrlich.
Dora Oberländer war in Rostock beim Kulturbund. Herr Kreuzberg, der Geschäftsführer der Sektion für bild. Kunst, läßt mich bitten, hier den Verbindungsmann für das Fischland zu machen.
Abends bei Frau Longard. Sie war wieder wie immer sehr lebhaft u. amüsant.
Es war heute sehr stürmisch u. recht kalt, hoffentlich gibt es keinen Frost mehr.
Das Christkönigsbild begonnen, es scheint sich sehr leicht zu malen, da es im Entwurf sehr durchgearbeitet u. in seinen Formen überaus einfach ist.
Nachmittags habe ich angefangen, für meine alten Zeichnungen Passepartouts anzufertigen. Ich sah das neulich bei Koch-Gotha, der alle seine Zeichnungen, auch gewöhnliche, flüchtige Skizzen, sauber in Passepartouts geheftet hat. Durch diese Aufmachung sieht solch eine Zeichnung gleich ganz anders aus. Meine Landschafts-Zeichnungen, Porträts u. auch Bildentwürfe werde ich alle so aufziehen, sie werden dadurch verkäuflich u. sehen sehr kostbar aus, außerdem hat man dann immer etwas, um Gelegenheits-Ausstellungen zu beschicken. Leider habe ich nicht genug Kartons u. überhaupt keine Pappen für die Rückwände.
Heute hatten wir den ganzen Tag über Licht.
An Kreuzberg geschrieben, daß ich die Vermittlung zwischen der Sektion für bild. Kunst u. den hiesigen Kollegen übernehmen will.
Dr. Krappmann bittet mich um eine Bescheinigung, daß er in der Zeit von 1939 – 1945 kein Nazi war. Er hat Aussicht, in Schweinfurt eine Anstellung als Studienrat zu erhalten.
Am Christusbild das rote Gewand gemalt. Prächtige Farbe.
Erklärung für Dr. Krappmann geschrieben u. nach Schweinfurt an den Vater Krappmann gesandt, worum er gebeten hatte.
Nachmittags wieder Passepartouts geschnitten. Die Zeichnungen sehen fabelhaft aus.
Am Christusbild jetzt den Kopf begonnen, die Umrahmung durch das Haar. Die äußeren Zacken der Krone habe ich weggemalt u. habe dadurch eine noch stärkere Geschlossenheit u. Monumentalität erreicht. Es ist mir dadurch gelungen, was ich schon von Anfang an haben wollte; daß Kopf u. Krone Eins sind. Christkönig trägt die Krone nicht auf dem Haupte, sondern die Krone krönt das Haupt u. ist mit ihm eins. Es ist das eine sehr entscheidende Korrektur des Bildes gewesen u. war, wie gesagt, von Anfang an beabsichtigt, aber ich konnte die Lösung nicht finden. Heute ergab sie sich ganz von selbst. Es ist das wieder einer dieser wunderbaren Vorgänge beim Malen, daß sich das Bild von selber malt.
Nachmittags war ich wieder bei Triebsch. Mir
Hans Brass: TBHB 1946-02-12. , 1946, Seite 1. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:HansBrassTagebuch_1946-02-12_001.jpg&oldid=- (Version vom 14.11.2024)