Dazu gab es grüne Erbsen aus einer Büchse u. nachher einen großartigen Flammerie mit Kirschsaft. Am Nachmittag tranken wir mit Trude u. Frl. v. Tigerström Kaffee mit Kuchen, den ebenfalls wieder Trude gebacken hatte. Abends aßen wir dann nur noch einige belegte Brote, die Trude uns zurechtgemacht hatte u. hinterher aßen wir den Rest des Kaffeekuchens auf u. tranken dazu eine Flasche Pommery. Wir ließen die Vergangenheit an uns vorbeiziehen, gedachten der Kinder u. waren voll Dankbarkeit gegen Gott. Morgen um 11 Uhr kommt P. Drost u. liest bei uns eine hl. Messe. – Schöner konnte es nicht sein. –
Nachmittags gegen 4 Uhr gab es eine gewaltige Explosion, bei der das Haus schwankte. In der Gegend des Hohen Ufers stiegen riesige Rauchwolken auf, Frau Dr. Meyer, deren Mann hier grade gegen Typhus impfte, war bei Martha u. erzählte, daß zwei russ. Soldaten mit irgend welchen Sprengkörpern, die sie am Hohen Ufer gefunden hatten, gespielt hätten. Das Ding ist krepiert. Den einen Soldaten hat man als Leiche gefunden, der andere scheint mit in die Luft gegangen zu sein. –
Ich las in einer Zeitung, daß im Januar u. Februar drei aufeinanderfolgende Konjunktionen von Mars u. Saturn stattfinden. Es wird da noch viele solche Unglücksfälle geben. Vor dem Kriege fand die große Konjunktion von Saturn mit Jupiter statt, die mir selbst aber kein Unglück gebracht hat, sondern vielmehr großes Glück, die Verheiratung mit Martha. Es scheint so, als hätten sich Saturn u. Jupiter in meinem Horoskop nun ausgesöhnt u. Saturn kann dann der große Glücksbringer für mich werden. Es ist nun schon 22 Jahre her, daß ich mich mit diesen Dingen befaßte u. voll Sorge über die Rolle dieses Planeten in meinem Leben grübelte. Heute sehe ich mit Staunen, wie all diese sehr unglücklichen Konstellationen meines Horoskops sich zu meinem Glück ausgewirkt haben. Gottes Fügungen sind wunderbar u. man kann nur erschüttert vor dieser unergründlichen Vorsehung stehen, die alles zum Besten wendet.
Von Fritz erhielt ich heute ein Päckchen mit 2 Paketen schweizer Stumpen. Ein rührender Kerl! –
Pünktlich um 11 Uhr traf P. Drost von Wustrow kommend ein, wo er morgens schon eine hl. Messe zelebriert hatte. Das Wetter war sehr schlecht geworden u. wurde im Laufe des Tages noch schlechter mit Sturm u. Schneematsch. – Nach der Messe zeigte ich ihm meine Bilder, die er mit steigendem Verständnis aufnimmt. Mittags war er bei Frau Longard, nachmittags bei Triebsch, der nun offen seinen Willen kundtat, katholisch zu werden. Er war auch in der Messe. – P. Drost wollte eigentlich noch heute nach Wustrow zurück, ließ sich aber vom schlechten Wetter bestimmen, lieber hier zu übernachten u. morgen früh nach Wustrow zu gehen, von wo er mit dem Autobus nach Ribnitz zurückfährt. So hatten wir Gelegenheit, uns am Abend noch mit ihm zu unterhalten, was stets sehr fruchtbar ist.
Heute erhielt ich auch das Petrusblatt. Der Verlag teilt mir mit, daß er mir nun jede Woche 10 Exemplare schicken werde.
Auch von Fritz ein Brief Nr. 10. vom 16. Januar.
Hans Brass: TBHB 1946-01-29. , 1946, Seite 2. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:HansBrassTagebuch_1946-01-30_001.jpg&oldid=- (Version vom 6.11.2024)