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Seite:HansBrassTagebuch 1946-01-21 001.jpg

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auf ihrem Programm stehen haben, die auch z.Zt. tatsächlich von der Konferenz der Alliierten in Potsdam zugesichert worden ist, aber bereits gegenüber Polen nicht gehalten worden ist. – Wohin wird das führen?

Montag, 21. Januar 1946.     

     Heute das kleine Blumenstück begonnen u. die drei anderen Leinewände grundiert.

     Von Fritz kam eine Sendung von sechs kleinen Druckschriften von Reinhold Schneider aus dem Herder=Verlag. Die Schriften beschäftigen sich mit der gegenwärtigen Lage, doch müßten solche Sachen viel einfacher geschrieben sein. Es wird nicht allzuviele geben, die diese Sachen lesen können u. Nutzen davon haben. Der Gedanke, solch kleine Schriften von wenigen Seiten, die man bequem in einer halben Stunde lesen kann, herauszugeben, ist sehr gut, aber in dieser Weise ist er ein Schlag ins Wasser. An u. für sich sind die Sachen aber natürlich sehr gut.

     De Gaulle ist tatsächlich zurückgetreten. Da in Frankreich die Kommunisten die stärkste Partei sind, wird es dort wohl eine rein sozialistische Regierung der Kommunisten mit den Sozialdemokraten geben. Ob das irgendwelche außenpolitischen Folgen haben wird, muß man abwarten, doch glaube ich es nicht.

     Die Wahlen, die gestern in einem Teil von Groß=Hessen in den Gemeinden stattgefunden haben, haben bis jetzt eine starke Mehrheit für die Sozialdemokraten ergeben. An zweiter Stelle steht die christl-demokrat. Union. Die Kommunisten folgen in ziemlichem Abstand, während die Liberal-Demokraten nur wenige Stimmen bekommen haben. Am nächsten Sonntag wird ein weiterer Teil des Landes seine Gemeindevertretung wählen, da es sich dabei aber nun vorwiegend um Städte handelt, wird diese Tendenz kaum anders werden.

Dienstag, 22. Januar 1946.     

     Es ist seit einer Woche leider recht kalt geworden, wodurch erhöhter Kohlenverbrauch bedingt ist. Es sieht gar nicht so aus, als ob diese Kälte bald nachlassen wollte. Zum Glück war vor einigen Tagen der Kohlenhändler Schütz aus Niehagen hier, der gern für sich u. seine Frau Schuhe haben möchte. Martha besitzt noch ein Paar gute Skischuhe u. ich selbst habe noch sehr gute, braune Halbschuhe. Die Bedingungen sind also günstig, sodaß ich hoffen kann, Kohlen zu bekommen.

     Das kleine Blumenstück verlangt seine Arbeit, es macht langsam Fortschritte, es ist aber garnicht so einfach, wie ich dachte.

     Die Russen haben beantragt, daß die Griechenlandfrage, wo immer noch englische Truppen stehen seit den Unruhen, die dort waren, vor den Weltsicherheitsrat gebracht werden soll. Es sieht das sehr nach Rache für Aserbeidschan aus. Der englische Rundfunk macht dazu bissige Bemerkungen.

     Von Emma Wendt heute Nachricht, nach der Ruth u. Erich eine Woche lang eingesperrt worden sein sollen. Wir warten gespannt auf Näheres durch Ruth selbst.

     Heute Abend wurden im englischen Sender Bestimmungen der interalliierten Militärkommission über den Arbeitseinsatz der Zivilisten durchgegeben, die sich getrost mit den schlimmsten Verordnungen des Hitler-Regimes vergleichen können. Alle Männer, – sofern ich recht verstanden habe –, vom 15. bis 60. Lebensjahr u. alle Frauen bis zum 50. Lebensjahr haben sich auf dem Arbeitsamt zu melden u. erhalten künftig nur Lebensmittelkarten, wenn sie die Bescheinigung des Arbeitsamtes über ihre Meldung vorlegen können. Kein Arbeitgeber

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Hans Brass: TBHB 1946-01-20. , 1946, Seite 003. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:HansBrassTagebuch_1946-01-21_001.jpg&oldid=- (Version vom 5.11.2024)