als Leutnant bei der Panzerwaffe steht. Er u. seine Leute müssen jetzt schanzen, weil sie keine Panzer haben. Auch von der Invasionsfront hörte ich vor einigen Tagen, daß ein Teil unserer Einheiten dort mit alten Holländischen u. Französischen Gewehren ausgerüstet ist. Im 1. Weltkrieg hat mein Regiment auch bloß russische Gewehre gehabt u. wir suchten uns die Munition zusammen; aber damals hat man uns auch nicht erzählt, daß die Rüstung immer ist Steigen sei.
Die Amerikaner waren gestern 160 km. vor Paris.
An der Ostfront nichts Neues, ebenso in Italien, doch wird das nur Vorbereitung eines neuen Angriffs sein.
Von Generaloberst Lindemann sagt man jetzt, daß er zu den Russen übergegangen sei.
Feldmarschall Kesselring scheint des Kommandos in Italien enthoben zu sein u. Marschall Graziani hat das Kommando übernommen. – Ein italienischer Marschall kommandiert also deutsche Truppen u. ein deutscher Generalfeldmarschall baumelt am Galgen. Es ist eine Schande für die deutsche Armee u. für das ganze deutsche Volk. „Die Menge lebt in Schande und lacht der Schofeltat.“
Heute ein Bild in der DAZ: „Die Reichs= u. Gauleiter beim Führer.“ Hitler begrüßt Dr. Ley, Himmler, Goebbels, Amann u. Dr. Frick. Auf diesem Bilde ist deutlich zu sehen, daß der Führer die linke Hand gibt u. daß der rechte Arm herunterhängt, als sei er bandagiert. Irgend etwas hat er bei dem Attentat doch abbekommen.
Die Amerikaner haben Le Mans eingenommen u. kämpfer vor Angers, vor St. Malo, vor Brest u. vor Lorient. Vor Brest ist wieder ein Divisionskommandeur gefangengenommen worden, d. h. er ist übergegangen, – die einzig richtige Antwort eines Generals auf das schmachvolle sog. Volksgerichtsurteil. Möchten doch recht viele diese Antwort geben.
Heute Abend Paul u. Grete, beklagten sich über Frau Syamken. Es ist sicher unerfreulich, mit ihr unter einem Dach zu leben.
Der Maler v. Perfall will mir Pinsel + Farben besorgen. Mein Malvenbild wird sehr schön.
Große Aufregung Fünfundsiebenzig Frauen u. Mädchen haben heute Order bekommen, sich bis Sonnabend bereit zu halten zum Abtransport irgendwohin zur Schanzarbeit. Unter diesen auch unsere Trude Dade u. auch die Martha von Irmingard Wegscheider, die mit Jens u. Peter hier ist. Wir wollten daraufhin diese Martha morgen mit den Kindern nach Bln. zurückschicken, aber sie braucht dazu eine Reisebescheinigung vom Bürgermeister u. dieser gibt sie nicht, weil er Angst hat vor dem polit. Leiter in Prerow, der diese Verfügung erlassen hat u. zwar zu Unrecht, wie der Bürgermeister selbst einsieht. Wir wissen nicht, was tun. Unsere Trude sind wir jedenfalls los. Unter diesen 75 Frauen befinden sich natürlich überwiegend ausgebombte Frauen, die hier wohnen, durchweg Damen besseren Standes. Jede hat eine Lister erhalten, was sie mitzubringen hat, – aber diese Sachen besitzt kein ausgebombter Mensch, nicht einmal ein Nichtausgebomter. – Die Sache hat wenigstens das Gute, daß die Liebe zum Führer dadurch immer größer wird. –
Martha war beim Bürgermeister, der nun endlich
Hans Brass: TBHB 1944-08-09. , 1944, Seite 2. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:HansBrassTagebuch_1944-08-10_001.jpg&oldid=- (Version vom 30.7.2024)