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Seite:HansBrassTagebuch 1944-07-18 001.jpg

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geändert. Sie stellen sich nicht mehr offen zum Kampf, sondern weichen aus, wenn die Deutschen kommen, sodaß diese bald hierhin, bald dorthin an der Nase geführt werden. Die Bevölkerung unterstützt natürlich die Terroristen u. verrät jede unserer Bewegungen. Die Engländer haben erklärt, daß diese Terroristen requläre Truppen wären, die dem angloamerikan. Kommando unterstehen u. daß für sie die Genfer Konvention genau so gültig sei wie für ihre requlären Soldaten. Wir kümmern uns jedoch um diese Erklärung nicht.

Dienstag, 18. Juli 1944     

     Endlich haben die Amerikaner St. Lô erobern können, lange genug hat's gedauert. Die Russen kommen sehr viel schneller vorwärts, doch haben auch sie die ostpreußische Grenze noch nicht erreicht. Auch Kowno ist noch in unserem Besitz. Weiter südlich stehen sie dicht vor Byalistock, – dorthin fuhr Göhring in den ersten Jahren nach der Machtergreifung zur Jagd, – u. vor Brest-Litowsk. Nach unseren eigenen Heeresberichten haben die Russen auch noch weiter südlich nun angegriffen mit dem Ziel Lemberg. In Italien haben die Angloamerikaner den Arno zwischen Livorno u. Florenz erreicht. –

     Heute Nacht hatten wir wieder einmal Fliegeralarm. Es war ein Angriff gegen Berlin. Am Vormittag ebenfalls Alarm. Starke, amerikanische Verbände flogen über uns weg. Sie griffen Peenemünde u. Zinnowitz an, wo sich Versuchsanstalten für unsere Geheimwaffen befinden sollen. Peenemünde wurde vor einem Jahre bereits schwer bombardiert wobei viele Wissenschaftler, die sich mit der Herstellung von Geheimwaffen befaßten, ums Leben gekommen sein sollen.

Mittwoch 19. Juli 1944     

     Heute Vormittag habe ich das dritte Bild vollendet. Martha meint, daß es das Schönste sei, was ich bisher im Leben gemacht hätte. Mir will es auch so scheinen. Ich werde es

„Melchisedech“

nennen, denn es enthält all das Geheimnivolle u. zugleich Monumentale dieser mythischen Gestalt, Priester u. König.

     Ich glaube, als Nächstes werde ich eine „Verkündigung“ malen, – aber zunächst will ich Pause machen. Das Bild hat mich sehr angestrengt. Ich habe Sorge um Pinsel u. habe Dr. Sinn, der sich am Montag verabschiedete, gebeten, er möchte mit Karl Hofer sprechen, der in seinem Sanatorium ein Atelier hat, ob er mir nicht Pinsel verschaffen kann. Auch Otto Wendt habe ich gebeten. Malmittel habe ich neulich von einem jüngeren Kollegen bekommen, sonst hätte ich das auch schon nicht mehr, doch wird auch das nicht mehr lange reichen.

     Besorgniserregend ist die Entwicklung in Japan. Obwohl unsere Propaganda prinzipiell alles verschweigt, was dort vor sich geht, ist nun doch ganz klar, daß die Amerikaner in der Seeschlacht bei Saipan einen glatten Sieg davongetragen haben. Von dieser Schlacht hieß es in der DAZ, ehe sie geschlagen war, daß sie ebenso entscheidend sei wie Salamis. Das scheint tatsächlich der Fall zu sein, – u. die Japaner haben sie verloren. Die Amerikaner haben die Insel Saipan erobert u. nach den Zeitungsnachrichten halten die Japaner dort nur noch ein kleines Gebiet in unwegsamem Gebirge, sodaß es nur eine Frage der Zeit ist, wenn sich die Letzten ergeben werden. Von Saipan aus ist es dann möglich, Japan selbst mit

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Hans Brass: TBHB 1944-07-16. , 1944, Seite 002. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:HansBrassTagebuch_1944-07-18_001.jpg&oldid=- (Version vom 27.7.2024)