Himmler u. die übrigen hohen Bonzen teilgenommen haben. Natürlich auch Ribbentrop. Es wird gesagt, das Ribbentrop nach diesen Besprechungen nach Rom gereist sei u. Göring nach Hamburg. Letzteres wird heute in der Zeitung bestätigt, also wird wohl auch das erste wahr sein. Göring taucht also nach langer Versenkung wieder auf u. begibt sich zum ersten Male dahin, wohin er als Luftfahrtminister gehört, nach Hamburg. Es wird ihm nicht wohl dabei sein.
Der Heeresbericht gibt jetzt endlich die Räumung von Catania zu. Es macht den Eindruck, als befinde sich die Front auf Sizilien in der Auflösung. In Italien ist der Ausnahmezustand nun über das ganze Land verhängt. Ferner scheint es so, als wäre unsere Ostfront nördlich Charkow in schwerer Gefahr. Es geht mit Riesenschritten dem Zusammenbruch entgegen. –
Seit einigen Tagen sind die jungen Besitzer des von den Aquinataschwestern gepachteten Hauses hier. Besonders der junge Herr Claassen scheint es darauf anzulegen, Streit zu entfesseln, um den Pachtvertrag vorzeitig zu zerbrechen. Morgen haben wir Hochamt dort u. ich hoffe, daß es da keine Schwierigkeiten gibt. Bis Mittwoch bleiben die geistl. Herren noch hier, dann wird wohl so wie so Schluß sein. Die Sr. Oberin will übrigens am Mittwoch kommen. Es scheint, daß die Sache nicht länger zu halten ist. –
Von Frau Dr. Hildegard Wegscheider heute ein sehr schöner Brief an Martha, in dem sie flehentlich bittet, wir möchten doch den kleinen Jens behalten. – Natürlich behalten wir ihn, man kann den Jungen jetzt nicht nach Bln. schicken, wenngleich er uns auch eine Last ist.
Heute früh Hochamt. Erzpr. Feige hielt außerordentlich schöne Rede. Es war wieder ziemlich voll, auch einige Soldaten von der Batterie. Auch Margret war mit.
Mittags kam Frau Triebsch u. bat mich um Vermittlung zwischen Erzpr. Feige u. ihrem Mann. Ich sagte ihr, wir würden Erzpr. Feige am Dienstag Abend noch einmal einladen u. sie u. ihren Mann dazu. – Vormittags Briefe geschrieben an Hildegard Wegscheider u. an Grete, der ich einige Zigaretten für ihren Mann mitschicken werde.
Um 4 Uhr kam Herr Dr. Ringeling, den ich für einen Mann von 60 – 65 Jahren gehalten hatte. Es stellte sich heraus, daß er erst 55 Jahre alt ist. Er sieht sehr elend aus. Wir unterhielten uns sehr angeregt bis 7 Uhr, hauptsächlich über Politik u. die Aussichten, aber auch über religiöse Fragen. Er ist ein überzeugter Christ u. darin sehr ernst. Dieser Nachmittag, an dem es zu dem unausgesetzt regnete, war sehr schön.
Um 1/2 9 Uhr waren wir nochmals im Hause Claassen zur Andacht, anschließend kleine Plauderei, bei der ich Pfr. Feige wegen Herrn Triebsch fragte. Er sagte gern zu.
Man spricht von den Verhandlungen im Führer-Hauptquartier u. der Reise Ribbentrops nach Rom u. glaubt, daß es sich um ein Friedensangebot handelt, das indessen aussichtslos sein dürfte. Unsere Ohnmacht ist zu offensichtlich, seitdem Schweden uns letzthin den Transitverkehr nach Norwegen aufgekündigt hat u. wir dieses widerstandslos hinnehmen mußten – Auch scheint unsere militärische Lage bei Belgorod schlechter geworden zu sein.
In dieser Woche erwarten wir Fritz. –
Hans Brass: TBHB 1943-08-07. , 1943, Seite 2. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:HansBrassTagebuch_1943-08-08_001.jpg&oldid=- (Version vom 17.10.2024)