Am Dienstag, den 26. Febr., abends, erkrankte er mit leichtem Unbehagen, doch nahm er am Mittwoch den 27. Febr. noch an einer längeren Sitzung teil, in deren Verlauf sich Schmerzen im Oberbauch und Uebelkeit einstellte. Noch am Donnerstag den 28. Febr. arbeitete er. Erst am Abend, als die Beschwerden stärker wurden, nahm er ärztliche Hilfe in Anspruch.
Die Chefärzte am St-Hedwig-Krankenhause, Dr Petermann u. Prof. Dr. Brogsitter, stellten eine Erkrankung ernster Natur der Bauchorgane fest u. veranlaßten die Ueberführung ins Krankenhaus. – Am Freitag den 1. März nahmen die Beschwerden zu, es traten Blutungen in Magen u. Darm auf. Ein operativer Eingriff war nicht möglich. Prof. Dr. Sauerbruch wurde ebenfalls zugezogen.
Am Freitag Abend trat schneller Kräfteverfall ein, er starb um 22.15 Uhr. Die Ursache des Todes war plötzliche Verstopfung von Blutgefäßen im Oberbauch. –
Die Zeitung überschreibt einen schönen Nachruf: „Ein mutiger Mann“. Das war Bischof Bares. Er kannte kein Wanken u. kein Schwanken, wenn es sich um Sachen des Glaubens u. der Sitte handelte. Als letztes Vermächtnis hat er uns ein letztes Hirtenwort, das er erst am 21. Februar vollendet hat, acht Tage vor seinem Tode u. das die Gefahren der Mischehe behandelt. – Jeder, der ihn je hat sprechen hören, war hingerissen von der feinen Geistigkeit seiner Rede. Er war außerordentlich belesen, er besaß ein umfassendes Wissen, dabei war er in Rede u. Schrift ungewöhnlich elegant u. leicht. Er war klar u. bestimmt u. dabei von einer Liebenswürdigkeit, die hinreißend war. Er war ein richtiger Hausvater, voll väterlicher u. goldener Güte. –
So geht nun die Diözese Berlin verwaist in die Passionszeit dieses Jahres. – Ist dies traurige Geschehen nicht wie eine ernste Mahnung an uns alle? – Und vielleicht für die Friedenauer Katholiken besonders? Vor achtzehn Monaten starb unser erster Bischof Dr. Schreiber, heute der zweite, Dr. Bares. – Ist es nicht, als wolle der Allmächtige uns Seinen Willen zeigen?
Am letzen Montag weihte der Bischof in Hermsdorf Neupriester. Das war seine letzte, öffentliche Handlung. Und es ist noch nicht so lange her, daß er uns den neuen, jungen Kaplan Stahl schickte. –
Der Leichnam des toten Bischofs ist vom 2. bis 6. März in der Hauskapelle der Bischöflichen Kurie aufgebahrt. Von 9 – 19 Uhr ist in diesen Tagen Gelegenheit gegeben vom toten Bischof Abschied zu nehmen. Die Beisetzung findet am Donnerstag, den 7. März um 8.15 Uhr in der Kathedrale statt, d.h. um diese Zeit versammelt sich der Klerus in St. Hedwig u. begibt sich dann in feierlicher Prozession zur Bischöflichen Kurie. Gegen 9 Uhr beginnen dort die Exequien. Sodann wird der Verewigte nach St. Hedwig überführt, wo die Beisetzung nach dem feierlichen Requiem stattfindet. –
Gestern Abend fuhr ich nach der Petersburger Straße zum Christ-Königs-Haus, wo um 8 Uhr eine Sühne-Andacht für Fastnachten mit Predigt sein sollte. – Wann man auch kommen mag, immer ist diese Kapelle überfüllt. Man braucht dort keinen „Kreis aktiver Katholiken“ zu gründen, – dort sind alle aktiv.
Aus der Sühne Andacht wurde eine Gedächtnis-Andacht für den toten Bischof. P. Petrus sprach. Er sagte, daß Gott für die Sünden der Großstadt ein Sühnopfer gewollt habe. Gott habe der Diözese den obersten Hirten genommen. – P. Petrus stellte den Gedanken auf, daß die Katholiken Berlins am letzten Katholikentag in Hoppegarten zwar ihre Opfer für das heiligste Herz Jesu versprochen hätten, – aber Katholiken-Tage u. Sportpalast-Aktionen seien u. blieben eben doch zu sehr äußerliche Sensationen. Es fehle die wirkliche, innere Opferbereitschaft. Gott hätte vielleicht den Katholiken nicht ihren geliebten obersten Hirten genommen, wenn die Katholiken selbst opferwilliger gewesen wären. – In diesem Sinne sprach Petrus mahnend u. voll tiefer, innerer Liebe zu Bischof Bares, dessen Schüler er vier Jahre lang in Trier gewesen ist. – Anschließend fand Prozession statt, dann abendliches Complet. Es ist erstaunlich, wie diese ganze Gemeinde einfacher Leute sämtliche Gebete auswendig weiß. Hier ist wirklich Gemeinschafts=Gottesdienst.
Heute morgen fuhr ich nach der Behrenstraße. Der Sarg des toten Bischofs ist in der Hauskapelle aufgestellt, die Kapelle ist wunderbar
Hans Brass: TBHB 1935-03-04. , 1935, Seite 1. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:HansBrassTagebuch_1935-03-04_001.jpg&oldid=- (Version vom 1.10.2024)