Albert Ludwig Grimm: Lina’s Mährchenbuch, Band 1 | |
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Ankunft des Fremden nicht stören ließ, sondern mit unermüdlichem Eifer darin fort las. Solche Erscheinungen sind die günstigsten Recensionen für Jugendschriftsteller. Gleichwohl finde ich mich durch die Vorrede meiner Herren Namensverwandten in dem ersten Theile ihrer Sammlung zu einigen Worten darüber veranlaßt. In kindlicher Einfachheit müssen freilich die Mährchen für Kinder erzählt werden. Aber dazu gehört ein ganz idealer Erzähler, den man nicht in der ersten besten Kindermagd unserer Tage findet, und fehlt dieser, so muß der Dichter seine Stelle vertreten. Der selige Runge hat in ihrer Sammlung zwei wunderschöne Mährchen unnachahmlich in plattdeutscher Sprache erzählt. Sie sind aber gewiß nicht so aus dem Munde des Volkes aufgeschrieben. Die meisten ihrer übrigen Mährchen tragen noch das Gepräge eines ganz gewöhnlichen Erzählers aus dem Volke mit allen seinen Fehlern, wie es denn überhaupt an der übrigens so sehr verdienstlichen Sammlung zu bedauern ist, daß nicht sorgfältiger davon abgeschieden wurde, was doch
Albert Ludwig Grimm: Lina’s Mährchenbuch, Band 1. Julius Moritz Gebhardt, Grimma [1837], Seite VI. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grimm_Linas_Maerchenbuch_I_V_06.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)