Nachtigall. Da ärgerte sie sich über die hartnäckige Thorheit, und hüpfte von ihren Zweigen herunter und näher zu den Affen, und sprach in nicht kleiner Erbitterung: „O, ihr thörichtesten aller Thoren, die ihr nicht hört, was man euch gutmeinend räth, so hört doch auf. Seid ihr denn nicht alberner, als das albernste Geschöpf. Man schilt den Esel seiner Dummheit halber, aber ihr verdientet noch eher gescholten zu werden, denn ihr seid thöricht und albern und dumm, und noch eigensinnig und hartnäckig dazu.“
Das verdroß aber die Affen, und sie hatte es noch nicht ausgesagt, so griff schon einer hin, und faßte sie, und erwürgte sie mit seinen Fingern.
Aber die andern Affen freueten sich dessen, und sprachen: „das war Recht. Was geht es dich einfältige Nachtigall an? Wir haben ja für uns geblasen, und haben noch nicht verlangt, daß sie uns helfen sollte.“ Und darauf bliesen sie wieder von Neuem, und wenn es nicht Tag geworden und die Sonne[1] hervorgekommen wäre, da es denn wieder warm ward, so hätten sie fortgeblasen, und bliesen noch bis auf diese Stunde.
- ↑ Vorlage: Sonnne
Albert Ludwig Grimm: Lina’s Mährchenbuch, Band 1. Julius Moritz Gebhardt, Grimma [1837], Seite 206. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grimm_Linas_Maerchenbuch_I_206.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)