Albert Ludwig Grimm: Lina’s Mährchenbuch, Band 1 Seltsame Freundschaft zwischen einer Katze, einem Kaninchen und einem Perlhuhn | |
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und die Haut schleppe ich in den Heukorb in der kleinen Stube, wo die Katze immer liegt, und dann wird unsre Herrin und Jedermann glauben, sie habe das Kaninchen gefressen, weil man gesehen hat, wie sich das Kaninchen vor ihr fürchtete, und daß sie eine Feindschaft gegen einander tragen.“
„Das ist wahr!“ sagte Kalif. „So verliert sie auf jeden Fall die Gunst unserer Herrin. Ach, das ist recht gut, daß du das so ausgedacht hast. – Aber,“ fragte er weiter, „wenn sie nun morgen recht freundlich zusammen wären, und das Kaninchen sich nicht vor der Katze fürchtete?“
„Ei, wo denkst du hin?“ rief da der Jagdhund lachend. „Das müssen wir Jäger verstehn, das geschieht meine Lebtage nicht.“ Und damit gingen sie beide von dannen, und warteten, bis der Tag anbrach.
Aber die Katzen haben feine Ohren, die hörens ja, wenn ein Mäuslein ganz sacht aus seinem Loche hervorschleicht. Darum hörte auch das graue Kätzchen in der kleinen Stube gar deutlich, was die beiden Hunde miteinander sprachen, und war traurig und dachte für sich: „O weh, jetzt bin ich übel dran, jetzt bin ich verloren, ich mag’s machen, wie ich will. Ja, ein Ausweg wäre freilich da, wenn ich Freundschaft mit dem Kaninchen machte, und
Albert Ludwig Grimm: Lina’s Mährchenbuch, Band 1. Julius Moritz Gebhardt, Grimma [1837], Seite 188. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grimm_Linas_Maerchenbuch_I_188.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)