hineinging, und verwundert eine Hand voll, von den glänzenden Goldstücken aufhob, rief sie ihm zu: „Gelt, was ein Unglück? wenn nur alle Tage so eines über uns verhängt wäre.“
Da zog der Wirth seine weiße baumwollene Mütze ab, und warf sie in die Höhe, daß sie an der Decke des Stalles abfuhr, und drehte sich auf einem Beine herum; und rief: „Juchhei! nun sind wir reiche Leute! nun will ich ein anderes Wirthshaus bauen, als das eins ist, und der Esel darf mir nicht mehr aus dem Stalle!“
„Ja,“ sagte die Frau, „das ist alles recht gut; aber der Fremde wird seinen Esel morgen früh wollen, und was willst Du da machen? Du mußt ihn doch hergeben.“
„Nein, nein! ich geb ihn nicht mehr her!“ rief der Wirth ganz eifrig: „Laß mich nur machen, ich will ihn schon kriegen. O, du liebes Goldeselein, – nein, von dir kann ich mich nicht mehr trennen. – Weißt Du was, Frau! hat nicht der Mühlhannes drunten im Thale gerade so ein klein Eselein, wie das? – Ich laufe geschwind hinunter, und kauf’s ihm ab, und sage, es sei ein Gast bei mir, der es durchaus haben wollte, und gut bezahle, und wenn ich ihm vier von den Goldstücken dafür biete, so gibt er mir’s mit Freuden.“ Und als er das sagte, lief er schon zur Thüre hinaus über den Hof. Und schnell rannte
Albert Ludwig Grimm: Lina’s Mährchenbuch, Band 1. Julius Moritz Gebhardt, Grimma [1837], Seite 165. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grimm_Linas_Maerchenbuch_I_165.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)