Schon so klein bin ich geworden,
Und so schwach bin ich und elend.
Bin zu schwach, vom Lebensbaume
Lebensbalsam mir zu holen,
Und von meinen vielen Dienern
Darf ich keinen darnach senden,
Soll er nicht die Kraft verlieren.
Nur in eines Menschen Händen,
Oder auch in meinen Krallen
Bleibt der Lebensbalsam kräftig;
Aber meine Diener alle
Sind ja Affen oder Hunde.
– Hat sie mich denn ganz vergessen?
Nun, so leg’ ich hier mich nieder,
Hier in’s hohe Gras, und sterbe.
Wär’ ich nur als Mensch gestorben,
Dann, dann wäre meine Seele
In den Himmel doch gekommen.
Aber so wird auch die Seele
Mit dem Leib mir täglich kleiner,
Und nach sechzig vollen Tagen
Ist auch gar nichts von mir übrig,
Weder Körper mehr, noch Seele.
– Das ist schmerzlich! Nein, es ist nicht
Albert Ludwig Grimm: Lina’s Mährchenbuch, Band 1. Julius Moritz Gebhardt, Grimma [1837], Seite 100. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grimm_Linas_Maerchenbuch_I_100.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)