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Seite:Grimm Linas Maerchenbuch II 145.jpg

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Die Wangen sollen bald wärmer glühen,
Weiß Rößlein soll bald roth erblühen.
     Sollst nicht mehr reiten im Mondenschein,
     Ho, flackert, ihr Flammen,
     Schlagt um mich zusammen,
          Ich reite doch mitten durch euch hinein.“

Sein Rößlein scheuete sich nicht vor den Flammen, er trieb es mitten hinein, und drinnen hörte man ihn noch die letzten Worte des Liedes singen.

Groß Ott und Leuthold wollten ihm nachreiten, aber ihre Rosse bäumten sich vor dem Flammenhage; und gaben sie ihnen gleichwohl die Sporen, sie scheueten sich doch immer, und warfen die Häupter mit gesträubten Mähnen in die Höhe und bäumten sich zurück.

Da war aber Adelbert ganz durch den Flammenhag gedrungen, und der Zauber war damit auf einmal gelöst.

Die Flammen erloschen alle auf einen Schlag; der Zauberer flog als eine geflügelte Schlange scheu durch die Luft in die unermeßliche Sandwüste Sahara hinüber; die Felsburg zersprang, und Rosablanka saß da unter dem Schatten einer Dattelpalme, bei ihr stand verschüchtert das Flügelpferd. Und Rosablanka stand auf, und ging ihren Rettern entgegegen, und begrüßte ihren Bruder mit Freudenthränen, und begrüßte auch dankend Groß Otten und Leuthold, den alten Diener. Der wußte aber seiner Freuden kein Maaß, und weinte bald und lachte bald laut durch einander.

Empfohlene Zitierweise:
Albert Ludwig Grimm: Lina’s Mährchenbuch, Band 2. Julius Moritz Gebhardt, Grimma [1837], Seite 145. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grimm_Linas_Maerchenbuch_II_145.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)