fiel Adelberten der goldene Schlüssel ein, den ihm sein Schwesterlein von dem Flügelroß damals heruntergeworfen in des Königs Garten. Und er zog den Schlüssel hervor, und schloß die Thür auf. Aber der Gang durch den Felsen war breit, und jenseits leuchtete schon wieder das Tageslicht herein. Und Adelbert ritt hinein, und ihm folgte Groß Ott und Leuthold. Hinter ihnen schlug aber die Thür wieder mit heftigem Schlage zu. Da fuhr mit einemmale ein ungeheurer Löwe gegen sie, und versperrte ihnen den Ausgang der Höhle. Aber Adelbert griff schnell in die Saiten und sang:
König Leu! König Leu!
Gutem Herrn nur sei getreu.
Laß vom falschen Zauberritter.
Will auch dich von Sklavenketten,
König Löwe dann erretten.
Folge, folge meiner Zither!
Diene jetzt nur; kehre frei
Dann in deine Wüstenei.
Aber er hatte noch nicht ausgesungen, da sprang das edle königliche Thier ihm entgegen, mit seinem Schweife wedelnd, und fröhlich an ihm hinauf springend, gleich einem treuen Hunde, der seinen heimkehrenden Herrn begrüßt.
Da rief aber Groß Ott halbzürnend: „Wenn Ihr so friedlich und gütlich Alles abthun wollt, so bin ich ja doch ganz unnütz. Haltet Wort, und laßt mir jetzt auch mein Theil zukommen, wie Ihr versprochen habt.“ Aber indem sie
Albert Ludwig Grimm: Lina’s Mährchenbuch, Band 2. Julius Moritz Gebhardt, Grimma [1837], Seite 140. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grimm_Linas_Maerchenbuch_II_140.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)