wohl sehe, daß er zu Nutz der Lebenden nicht gemacht sei; sonst, glaubte er, hätte man den lieben Tageslichte doch auch einen Eingang darein gestattet.
„Wenn gleich das Tageslicht nicht darin leuchtet, lieber Leuthold,“ sprach dagegen Adelbert, „so ist mir doch ein recht erwünschtes Licht in diesem Dunkel aufgegangen, und wo sich Einem das leibliche Auge vor der Dunkelheit schließt, da thut sich das geistige oft desto heller auf.“
„Wie meint Ihr das, mein edler Junkherr?“ fragte Leuthold, und Groß Ott sprach: „Ich versteh Euch selbst nicht, mein trauter Genosse.“
Da erzählte ihnen Adelbert, was ihm diese Nacht begegnet, und daß er nun sicher wisse, wohin er sich zu wenden habe, um den Zauberritter zu finden, und zeigte ihnen sein Stäblein. Da zogen sie fröhlich hinab in das Thal und längs dem Strome hinauf. Die Sonne drückte aber heiß, und Adelbert, noch müde von der gestrigen Fahrt, mehr aber von seiner nächtlichen Wanderung, sank nahe an dem schilfigten Ufer des Nil ermattet nieder in den Schatten einiger Palmen. Groß Ott und Leuthold ruheten bei ihm. Da rauschte es plötzlich durch das Schilf, und hervor schoß eine ungeheuer große Eidechse, die faßte Adelberts Zither am Goldbande, und schleifte sie an demselben fort. Das ersah noch Herr Groß Ott, und schnell hatte er seine Lanze
Albert Ludwig Grimm: Lina’s Mährchenbuch, Band 2. Julius Moritz Gebhardt, Grimma [1837], Seite 134. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grimm_Linas_Maerchenbuch_II_134.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)