Mann winkte Adelberten mit seinem Stabe, ihm weiter zu folgen. Da stiegen sie endlich, wo der Gang sich wendete, viele Stufen weit hinab, und schritten dann wieder auf ebenen Wegen, von Mauergewölben gedeckt, weiter und weiter. Endlich stiegen sie wieder einige Stufen hinauf, und schritten nun durch verworrene Hallen und Gänge in eine kleinere Halle, die war wieder an den Wänden ringsum mit Nischen erbaut, und in den Nischen standen Steinsärge. Aber der Mann mit dem Stabe führte den Jüngling an den größten Steinsarg der mittelsten Nische, und rührte mit seinem Stabe den Deckel desselben. Da hob sich der Deckel, und legte sich zur Seite nieder, und darin lag wunderlich eingehüllt seltsam verziert eine ähnliche Mannsgestalt, die war noch ganz umgeben mit einer braunen Rinde. Und der Braune mit dem grauen Barte rührte die Gestalt mit seinem Stabe, da lös’te sich auch der obere Theil der Rinde mit den seltsamen Verzierungen ab, als die äußere Schale, und darinnen lag ein brauner Mensch. Da sagte der Alte zu Adelberten: „Weck’ ihn! weck’ ihn!“ und deutete auf sein Saitenspiel. Und Adelbert hatte kaum die Saiten gerührt, da richtete sich der Mann aus der braunen Rinde auf, und die beiden Braunen bewillkommten sich herzlich, aber schweigend, und traten in die andere Ecke der Halle, und sprachen insgeheim recht angelegentlich mit einander. Nachdem sie lange Zeit
Albert Ludwig Grimm: Lina’s Mährchenbuch, Band 2. Julius Moritz Gebhardt, Grimma [1837], Seite 132. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grimm_Linas_Maerchenbuch_II_132.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)