ganzen Abend her betrachte, das geschieht darum, weil Ihr ganz das Ebenbild der blassen Jungfrau seid, nur daß Eure Wangen von etwas frischerer Farbe fröhlicher leuchten.“
Adelbert hatte aufmerksam zugehört, und wußte nun wohl, daß Herr Groß Ott ihm die Geschichte seines Vaters und seiner Zither erzählte. Als die Mähr aber zu Ende war, da sprach er: „Ihr habt mir eine theure Kunde gegeben, und ich dank’ Euch herzlich dafür. Ohne Euch wär’ ich vielleicht noch lange zwecklos herumgezogen; nun aber weiß ich, daß ich mich gerade nach Afrika wenden muß, um das Ziel meiner Reise zu erlangen. Denn eben der schwarze Zauberritter mit dem feuerfarbenen Helm ist es, den ich aufsuche, und von dem ich bisher noch keine Spur gefunden.“
„Ja, ja, feuerfarbene Helmfedern trägt er auch in der Spukgestalt auf dem Flügelrosse,“ antwortete Groß Ott. „So kennt Ihr ihn auch schon? so habt Ihr ihn auch schon gesehen?“
„Wohl hab’ ich das!“ erwiderte der Junkherr. „Und die blasse Jungfrau ist mein Zwillingsschwesterlein, die er meiner Mutter geraubt, und meine Zither ist wohl auch die Wunderzither, die mein Vater dem Feinde wieder abgewonnen. Aber ich ziehe jetzt nach ihm, und gedenk ihm auch mein holdes Schwesterlein abzugewinnen, und dann
Albert Ludwig Grimm: Lina’s Mährchenbuch, Band 2. Julius Moritz Gebhardt, Grimma [1837], Seite 122. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grimm_Linas_Maerchenbuch_II_122.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)