zu neigen verbunden ist. Wie kann er denn sonst Euer Unterthan sein? Wenn er die Stärke für das Herrlichste hält in dem Menschen, so ist König wer der Stärkste ist, so ist er Euer König, oder dünkt es sich mindestens würdig zu sein.“
Und mit solchen Worten schritt er den Balkon hinab und stieg auf sein Rößlein, und nahm die Zither in seinen Arm, und ritt in die Schranken. Als er aber in die Schranken kam, ritt er auf den trotzigen Ritter zu, und seine Zither mit einigen Griffen versuchend, sprach er zu ihm: „Ihr werdet mir in unserm Kampfe wohl den Vorrang lassen müssen, erst mir den Schlag, und dann ihn selbst erst führen. Denn wenn Ihr mir mein Saitenspiel zerschlagt, so ist’s mit meinem Spiel dahin, und wenn Ihr meinen Leib zerschlagt, so ist’s auch mit meinem Gesange vorbei. So Ihr mich aber beginnen laßt, will ich’s versuchen, ob ich mit meinen Waffen die Euern zu zerbrechen vermag.“
„Ja, ja, singt nur und spielt,“ sagte der Ritter, „für meine Waffen ist mir eben nicht groß bange.“
Und Adelbert hielt ihm gegenüber, und sang erst mit sanfter Stimme ein Gebetlied zu seiner holden Mutter, dann griff er die Saiten Anfangs mit rascher Kraft, und es schien die Begleitung eines Kriegsliedes, das er in Gedanken sang. Aber sein Gegner hielt mit erhöhetem Kriegsmuthe
Albert Ludwig Grimm: Lina’s Mährchenbuch, Band 2. Julius Moritz Gebhardt, Grimma [1837], Seite 115. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grimm_Linas_Maerchenbuch_II_115.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)