Zeit, daß er ihm für die Wohlthat, die er ihm und dem Lande erwiesen, gebührende Ehre bezeigen möchte.
Solche freundliche, ehrende Ladung nahm Adelbert an, und wohnte fortan in dem Schlosse des Königs.
Aber Adelbert und Leuthold waren noch wenige Wochen an dem Hofe des Königs, da waren schon die Blätter von den Bäumen geschüttelt, und die Herbstwinde saußten durch die kahlen Aeste; und noch etliche Wochen, und es war auch schon der Winter da mit seinen kalten Regengüssen, mit Schneegestöber unterbrochen. Da saß Adelbert die trüben Tage mit dem König und seinen Großen und Rathgebern manch schönes Stündlein in der hohen Königshalle mit den Marmorsäulen an dem wärmenden Kamin, und ließ aus seiner Laute einen frühlingshellen Liederstrauß herausblühen, daß Allen, so ihn hörten, das Herz aufschlug, als ob der Frühling mit seinen Blumen und seinen frischen Zweigen und mit seinen Nachtigallen schon hereingekommen wäre in das Land. Und wenn der König sich so recht ergötzt hatte an seinem Saitenspiel, da wandte er sich oft zu Adelbert, und sprach: „O begehrt nur, was Euch auf Erden gefallen mag, Ihr lieblicher Sänger. Ich will es Euch geben, so
Albert Ludwig Grimm: Lina’s Mährchenbuch, Band 2. Julius Moritz Gebhardt, Grimma [1837], Seite 110. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grimm_Linas_Maerchenbuch_II_110.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)