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Seite:Grimm Linas Maerchenbuch II 097.jpg

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hold erschienen war, denn sie war seine früh verlorene Mutter. Aber ihm dünkte in ihren Armen, er sei wieder ein kleines Kindlein, und sie wiege ihn auf ihrem Schoose, und erzähle ihm ein Mährlein.

Das Mährlein, so sie ihm aber im Traume erzählte, lautete also:

Es war einmal ein Ritter, der hatte ein treues Weib, die pflegte ihm seine zwei Kindlein, ein Knäblein und ein Mägdlein. Aber das Mägdlein war des Ritters Liebling. Da geschah es, daß der Ritter einmal hinausziehen mußte auf eine weite Fahrt, und mit sich nehmen mußte alle seine Mannen und Knappen. Und scheidend reichte er seinem treuen Weibe eine Zither, die war schwarz und eingelegt mit köstlichen Perlen, und als er ihr selbe reichte, sprach er zu ihr: „Wahre mir meine Kindlein wohl, und hüte sie vor allem Ungethüm. Ich habe einen starken Feind, der nach ihnen strebt. Darum nimm die Zither, und so du vor der Burg mit den Kindern dich ergehen willst in freier Luft, vergiß sie nie mit dir zu nehmen. Drohet dir dann aber Gefahr oder den Kindlein, so greife nur getrost in die Saiten, und du bedarfst keines andern Schutzes. Denn die Zither hat für jedes sinnige, stille Gemüth, wie das deinige ist, gefeierte schirmende Kraft.“ Und damit zog der Ritter von dannen. Aber sie pflegte ihrer Kindlein mit Treue. An einem

Empfohlene Zitierweise:
Albert Ludwig Grimm: Lina’s Mährchenbuch, Band 2. Julius Moritz Gebhardt, Grimma [1837], Seite 97. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grimm_Linas_Maerchenbuch_II_097.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)