Es war aber in der nächsten Nacht, da lag der fromme Knabe Adelbert einsam in seiner Kammer, und konnte nicht schlafen. Ihm stand immer noch das Bild seines erzürnten Vaters vor den Augen, und noch sann er darüber nach, warum wohl das Wort, so ihm vor allen das Liebste war, seinem Vater so verhaßt sein möchte. Aber durch solches Sinnen klang ihm auch immer noch die Frage nach der schwarzen Zither voll Ahnung durch die Seele. – Er lag noch nicht so lange, und es war eben Alles stille geworden in der Burg und in dem Burghofe, da wendete der Mond seine Strahlen durch die runden Scheiben seines Gemaches, und zugleich war es ihm, als zöge ein wundersüßes Klingen draußen durch die Luft, einstimmend in seine halbträumerischen Phantasien von der schwarzen Zither. Es war aber das Klingen ihm ganz unbekannt und lockend. Darum sprang er auf von seinem Lager, und schaute zum Fenster hinaus, zu hören, was der Klang bedeute, und von wannen er komme.
Hinaussehend in den stillen Burghof gewahrte er aber nichts, als das Schnauben der Rosse unten im Stalle und
Albert Ludwig Grimm: Lina’s Mährchenbuch, Band 2. Julius Moritz Gebhardt, Grimma [1837], Seite 91. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grimm_Linas_Maerchenbuch_II_091.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)